Die Menschen im Mittelalter, aber auch in der Neuzeit glaubten, dass der Atzmann mit dem Menschen, den er präsentieren soll, in einer Beziehung steht und alles was man dem Atzmann antut, geschieht auch mit diesem Menschen. Er wurde verbrannt, geschmolzen, durchbohrt oder an einer Schnur an einem Baum gehangen und durch den Wind hin und her bewegt, bevorzugt bei Stürmen, so dass der betroffene Mensch in seinem Leben nie mehr zur Ruhe kommt. Er wurde sozusagen durchgeschüttelt. Aus dem Schwäbischen ist heute noch ein Spruch bekannt: Jemanden einen Atzmann in den Hafen setzen. Also jemanden Schaden zufügen. Dieser Brauch der Rachepüppchen ist auch aus Österreich und Bayern im 17. Jahrhundert bekannt.
Die bekannteste Person war Katharina von Medici, die in einem Bildnis vom Hugenottenführer Coligny, Schrauben drehen liess, um ihn zu töten. Eberhard von Trier soll wegen einem geschmolzenen Wachsbild zu Tode gekommen sein.
Anno 1677 ist ein Hexenprozess aus Anderberg in der Untersteiermark, heutiges Slowenien, bekannt. In diesem Prozess gesteht Ursula Vurischigkhin, die mit Hilfe des Atzmanns den Menschen Krankheit und Tod angehext haben soll. Unter schlimmster Folter gab sie bekannt:
„dass sie am khleiness mändl von läm oder khott formirter gehabt und wan sie dasselbige mit ainer nadl in ain glid oder in leib gestohen, also sey der ihenige mensch, deme sie die hexerey anzuthun verlangt, auf ainen sollichen glid khrump und lam oder aber in leib khrangk worden, wan sie aber bedeites khott mändl am khopff in schlaff gestohen, also habe der Mensch gar sterben miessen“ Ursula wurde „mit dem Brand vertilgt“.
In Fritz Byloffs Buch über die Innsbrucker Hexenprozesse heisst es in einer beeidigten Zeugenaussage vom 17. Oktober 1485 der Gertrud Rotin, der ein Nachbar den Rat gegeben hatte, unter der Schwelle nachzugraben: „Als nun mein Gatte in Gegenwart und unter Beihilfe des Nachbarn dies tat, fanden sie unter der Türschwelle ein handgrosses Wachsbild, darstellend ein Weib, durchstochen und voll von [Löchern]. Auch steckten in dem Wachsbild zwei Nadeln, die eine in der Richtung von der Brust zur linken Schulter, die andere in der Richtung von der Brust gegen den Rücken; in eben diesen Richtungen aber empfand ich die allerbittersten Schmerzen, obwohl ich auch sonst am ganzen Leibe von Leiden geplagt wurde, wie auch das Wachsbild nach allen Seiten durchstochen war.“
Es gab auch den Ausdruck Atzmann für Pultträgerfiguren grosser Domkirchen. Der Glaube dahinter war, dass diese Figuren böse Geister seien und man sie sozusagen „zahm“ gemacht hat.
Im Volksglauben unserer Vorfahren wurde jedes Ereignis, das nicht ganz klar und als selbstverständlich erschien, durch Zauberei erklärt. Aber vielleicht könnte man auch aus dem Atzmann anstatt einer Rachepuppe, ein Glückspüppchen machen, indem man ihn pflegt oder ihn wie die Alraunenwurzel wäscht, in ein rotes Mäntelchen hüllt und in ein wertvolles Kästchen aufbewahrt? Wenn ihr euch so ein Rachepüppchen herstellt, seid bitte vorsichtig, denn man weiss nie was dahintersteckt…