Der Beifuss ist eine sehr alte Zauberpflanze. Er wurde wohl wegen seinem aromatischen Duft, als eine sehr zauberwidrige Pflanze angesehen. Nach einem Kräuterbuch aus dem 4. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung soll der Beifuss, den man zuhause aufhängt, die Dämonen und den Bösen Blick abwenden. Desweiteren wurde er gegen angezauberten Krankheiten genommen. Am Dachfirst aufgehängt, schützt er vor Seuchen und Blitzeinschlag. Er wurde auch gerne über die Haustür aufgehangen, damit das Haus vor Schaden sicher war. Die Wurzel über die Haustür gelegt, sichert vor dem Einschlüpfen böser Wesen und sogar gegen die Feuergefahr. Auch unter der Türschwelle gegraben, hielt er üble Nachrede und Hexen fern. In Dänemark wurde mit ihm der Teufel vertrieben. Auch in dem Neunkräutersegen ist der Beifuss vorhanden.
Der Beifuss gehört auch zu den Johanniskräutern oder auch Sonnwendkräutern genannt. Man band sich einen Gürtel aus ihm, um die Hüften und sprang damit übers Johannisfeuer, um ihn danach ins Feuer zu werfen. Der Volksglaube besagte, dass man so gegen Krankheiten und Unglück geschützt sei, für das kommende Jahr. Liebespaare sprangen auch durch das Sonnwendfeuer und verbrachten anschliessend ihre Liebesnacht, auf einem Lager mit Beifuss ausgelegt. Im ehemaligen Ostpreussen, Mitte 19. Jahrhundert, ist ein alter Volksglaube aufgezeichnet; in dem man zwei nebeneinander gewachsenen Beifusspflanzen an den Spitzen locker zusammenband. Wuchsen die Spitzen trotzdem weiter und der lockere Knoten öffnete sich nicht; so bedeutete das für denjenigen ein langes Leben.
Im Neunerlei-Glauben musste er mit dabei sein. Daher gehört der Beifuss auch in den Kräuterbuschen. Ein weit verbreiteter Volksglaube in ganz Deutschland. Im Mittelalter nahm in ihn gegen den Teufelsspuk; noch im 19. Jahrhundert dachte so mancher Landbewohner, dass wenn man eine Beifusswurzel bei sich trug, dass niemanden ihnen was anhaben konnte. Als Amulett und Talisman nahm man den Beifuss, um Schutz vor angezauberter Krankheit, Verhexung und den Bösen Blick zu bekommen. Mit Beifussstängel schlug man in die Milch, wenn man vermutete, das sie verhext sei. Um bei Seelenreisen Hilfe zu bekommen, wurde neben der Schlafstätte Beifuss ausgelegt.
Der Beifuss-Saft verleiht grosse Stärke und Kraft. In Schwaben glaubte man, wenn man sich mit Beifuss-Saft die Arme einrieb, das man Riesenstärke erhält. Seinen Namen hat er, weil man glaubte, wenn man den Beifuss an die Füsse band, derjenige nie müde wurde. Daher nahm man in oft auf Reisen mit. Wenn man Beifuss und Eisenkraut zusammen bei sich trug, wenn die Sonne im Zeichen der Jungfrau stand, so wird man nie müde. Auch im Liebeszauber kam er vor. Es wurde geglaubt, dass man durch den Beifuss Freundschaft und Liebe bekam. Heiratslustige Frauen trugen immer Beifuss bei sich. In der Wahrsagerei spielte er auch eine grosse Rolle. Mädchen konnten mit ihm ihren zukünftigen Bräutigam sehen. Sie glaubten, dass der Beifuss Wunder und Heilung vollbrachte. Er war zu dieser Zeit eine grosse Zauberpflanze.
Auch gegen Krankheiten wurde auf den Beifuss geschworen. Wenn jemand Zahnschmerzen hatte, wurden die Wurzeln des Beifusses unters Kopfkissen gelegt. Genauso musste man einem Kranken Beifuss still und heimlich unters Kopfkissen legen, wenn er dann gleich einschläft wird er gesund, wenn er dann keinen Schlaf findet, wird er sterben. In anderen Regionen legte man den Beifuss unters Kopfkissen, um eine schnelle Genesung zu erlangen. Gebärende Frauen bekamen bei der Geburt ein Sträusschen Beifuss ins Lager, damit ihre Geburt schnell und gut über die Bühne ging. Aber auch Verstorbene wurden zusammen mit Beifuss verbrannt, weil die Pflanze den Toten hilft, ins Jenseits zu gelangen.
Aus dem alten Böhmen, das heutige Tschechien, ist folgender Volksglaube überliefert. Am Abend vor dem Johannistag umgurtet man sich mit Beifuss; der Johannisgürtel gegen Gespenster, Zauber, Unglücksfälle und Krankheit in diesem Jahr. Am Abend vor diesem Fest, windete man, während man das Sommersonnenwendfeuer anzündete, Kränze aus Beifuss und sieht durch sie auf das Feuer und legt sie sich danach auf den Kopf. Derjenige wird in diesem Jahr weder an Augen- noch Kopfschmerzen leiden. Mit einem Dekokt aus dem Johannisgürtel, soll man eine Kuh dreimal abwaschen, wenn sie in Folge des Behexens die Milch zurückhält. Am Tage der Heiligen Rosalie werden die Wurzeln des Beifusses gesammelt und in ein Säckchen eingehüllt. Wer dies auf dem Kopf hat, dem plagt kein Zahnweh.
In der Sommer- und Wintersonnenwende und auch zu den Rau(c)hnächten lebte sein Volksglauben richtig auf. Zur Abwehr jeglicher negativen Energien, wie böse Geister in Haus und Hof räucherte man mit ihm alles aus. Ein heidnischer Volksglaube der heute noch in manchen Regionen ausgeübt wird. Als Räucherpflanze hatte er schon bei den alten Germanen und Kelten einen hohen Stellenwert. In Mecklenburg wurde geglaubt, wenn man am Johannistage, Mittags um 12 Uhr, eine Beifusspflanze ausgräbt, dass man an den Wurzeln brennende Kohlen fand. Man musste schnell sein, denn sobald die Kirchenglocken schlugen, war auch die Kohle weg. Diese brennenden Kohlenstücke sollten gegen allerlei Krankheiten helfen. In Norddeutschland legte man sich diese Kohle (es handelte sich, um schwarze abgestorbene Beifusswurzeln), um den Hals, als Schutzmittel vor Fieber.
Weil diese Pflanze, in der Kultur unserer Vorfahren, eine grosse Rolle gespielt hat, werden auch wir mit ihr stark verwurzelt sein.
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