Heidenkerzen bestehen aus Birkenrinde und waren im damaligen Europa weit verbreitet. Woher der Name Heidenkerzen kommt, kann man nur ahnen. Ich denke aus den Heidenkerzen, wurden später die Kerzen, die man zu bestimmten Zeiten in die Kirche trug, um sie weihen zu lassen, wie man es auch vorher mit den Birkenkerzen gemacht hatte. Am Ende vom 19. Jahrhundert trug man in einer Region in der Schweiz, solche Birkenkerzen am Karsamstag zur Weihe in die Kirche. In alpenländischen Gegenden hat man noch Mitte des 20. Jahrhundert mit ihnen am Tag der Sonnenwenden das Feuer angezündet und auch zur Weihnachtszeit den Tannenbaum. Dort sind sie ein altes Kulturgut. Mancherorts wurden Notfeuer mit ihnen angezündet. In der italienischen Schweiz sah man damals reichlich Birken, denen Streifen von der Rinde entwendet wurde; laut einem alten Aufsatz eines Historikers. Mit ihnen sollen schon in der Steinzeit die Höhlen erhellt worden sein.
Leider findet man über diese speziellen Kerzen sehr wenig, um sich ein genaueres Bild zu machen, aber etwas habe ich gefunden und davon möchte ich euch hier berichten. Diese Kerzen wurden im Brauchtum, wie auch im Haushalt verwendet. Damals konnte sich nur die höhere Schicht echte Steinlampen leisten, daher bediente man sich dieser Birkenkerzen. Die Birkenrinde ist dafür bekannt, dasss sie sich leicht vom Stamm löst und gleich zusammenrollt. Sie kann frisch oder auch feucht angezündet werden, die Rinde zündet immer und die Birke produziert das hellste Feuer. Auch der Wind kann ihrer Flamme nichts anhaben. Diese Eigenschaften der Birkenrinde imponierte unseren sehr frühen Vorfahren so sehr, dass dieses Birkenfeuer magisch wurde. Denn die Birke und ihr Reisig gehörten schon immer zu den Feuerschutz-Amuletten.
In der Schweiz hat man Verstorbenen drei Heidenkerzen angezündet. Zwei wurden am Kopf und eine zu den Füssen aufgestellt. Erst wenn sie völlig erloschen waren, wurde der Verstorbene zu Grabe getragen. In manchen Gegend dort, musste man früher eine Heidenkerze entzünden und dreimal den Satz aufsagen: Wodi, Wodi, wehr dem Wörgwolf! (Wodan, Wodan, wehre dem Fenriswolf). Dann konnten einem die Hexen und der Teufel nichts mehr anhaben. Im urgermanischen Glauben ritten Hexen auf Wölfen.
Am Tag der Sommer- und Wintersonnenwende hat man mit ihnen das Holz angezündet. An diesem Brauch sieht man, wie wichtig und magisch die Heidenkerzen für sie waren. In Österreich war es damals Brauch am Johannistag von den Hirten Fackeln aus Birkenrinde anzuzünden und mit diesen durch die Ställe zu gehen und danach mit Hirtenspielen, diese Fackeln zu verbrennen.
Mit grösseren Heidenkerzen, wie eine Art Fackel, hat man früher wilde Tiere verscheucht. Sie wurden auch bei Arbeiten im Regen verwendet, weil es der Flamme nichts ausmacht; gerade im Wald. Um 1820 herum, trugen Jungen diese Fackeln, um ihre Mädchen auf den Alpen nachts zu besuchen.
In Finnland steckte man sich diese Fackeln an das Haus, um es draussen zu erhellen. In abgelegenen Tälern Spaniens hat man noch im 20. Jahrhundert Birkenkerzen in Gebrauch gesehen. Sie wurden in Bündel zusammengelegt, um sie immer griffbereit zu haben.
Einige Bauern aus der Nähe von Odalonow (Polen), verwendeten diese Rollen aus Birkenrinde, als Lichtquelle. Dafür wurden sie in Talg oder Leinöl getaucht. Besonders waren sie in Gebrauch beim Getreidemahlen mit Handmühlen, während des Winters. Die Handmühlen waren in Kammern, die nur sehr wenig Tageslicht bekamen. Man musste das Getreide per Hand in ein Loch des Mühlsteins werfen und um das zu sehen, brannten Birkenkerzen in diesen Kammern.
Die Flamme der Birkenkerze nahm man als Orakel und nur Kundige konnten sie befragen und aus ihr deuten. Mancherorts waren diese Kerzen heilsam, auf die Bewohner des Hauses.
Im damaligen reformierten Wartau in der Schweiz (mein 7x Urgrossvater Hans Heinrich Adank *1668 kommt von dort), ist die Kraft der brennenden Birkenkerze gegen Kinderlosigkeit bekannt gewesen. Vergleichbar mit dem Anzünden einer geweihten Kerze vor einem Gnadenbild in Einsiedeln (Schweiz), zwecks Kindersegen im katholischen Glauben.
Birkenkerzen selbermachen
Ich habe versucht mir solche Kerzen selberzumachen. Sie brannten recht lange und man kann mit ihnen wunderbar mit Harzen räuchern. Um sich eine Heidenkerze selber herzustellen, benötigt ihr drei Streifen Birkenrinde. Wie breit die Streifen sein sollen, hängt davon ab, wie gross ihr eure Kerze haben möchtet. Es gibt mehrere Methoden, um sich diese zu drehen. Im Allgemeinen waren sie 8 bis 10 cm lang. In der Schweiz drehte man diese drei Streifen zu einer Tüte und steckte diese Tüten dann zusammen. In Norddeutschland rollte man sie meistens fingerdick und zigarrenförmig. Befestigt wurden sie aber alle, indem man Dornen vom Schwarzdorn durchsteckte, damit die einzelnen Teile zusammengehalten werden. Und wenn man sie löschen möchte, einfach in Sand oder Erde stecken. So kann man diese magische Birkenkerze das nächste mal wieder anfachen.
Ein alter Historiker erzählte, dass er eine Frau bebachtete, wie sie auf eine Birke stieg und und mit ihrem Messer nur die äusserste weisse Rindenschicht ca. 20 cm weit löste. Dieses abgeschälte viereckige Rindenstück rollte sie dann, an einer Ecke angefangen, auf dem Knie auf und zwar so, dass die weisse Schicht der Rinde nach innen und die abgelöste braune innere Seite nach aussen zeigte. Zuletzt wurde ein kurzes, mit Widerhaken versehenes Zweigstück mit dem Messer quer durch diese Kerze durchgesteckt, um das Aufrollen zu verhindern. Nach drei Tagen Trocknung soll sie dann gebrauchsfertig sein.
Der Schwarzdorn (Schlehe) galt im Brauchtum schon immer hexenabwehrend. Seine sehr langen, und vorallem spitze Dornen symbolisierten das Abwehren. Heute würden wir von alles Schlechte abwehren sprechen. Manchmal legte man noch kleine Harzstücke mit hinein, damit es länger brennt und auch ein guter Geruch entstand. Ich selber glaube eher, dass dieses Harz eine abwehrende Funktion in diesem Zauberglauben hat. Wenn man sie wie eine Fackel benutzen möchte, muss sie natürlich mit grösseren Streifen aufgerollt und ineinander gesteckt werden.
Es ist doch immer wieder spannend, wie unsere Urgrosseltern gelebt haben. Zumal solche Gegenstände nicht regional waren, sondern in ganz Europa. Also können wir sicher sein, das auch sie diese Heidenkerzen angezündet haben, ob als Schutz oder zum Zünden des Herdfeuers, das schöne Licht hat ihnen Sicherheit und Wärme gegeben. Man muss immer wieder feststellen, dass Bräuche und Alltagsgegenstände, die früher so langsam in Vergessenheit geraten, als Kinderspielzeug oder eben als Kultgegenstand, wie das Weihen der Kerze, weiterleben. Heute haben wir leider von alledem nichts mehr. Wenn ihr die Birkenrinde sammeln gehen möchtet, so schaut nach frisch umgestürzten Bäumen. Bei der Birke passiert es recht häufig.
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