Pflanzen-Steckbrief: Die Fichte

Fichtenwald
Fichtenwälder entspannen unseren Geist | ©CG

 

Fichten heissen mit Botanischen Namen: Picea abies. Picea kommt von piceus und heisst harzhaltig. Bei abies ist man sich nicht sicher. Es könnte Holz heissen. Also harzhaltiges Holz. Unsere Urahnen sollen die Fichte weniger beachtet haben, als andere Völker. Ausser bei den Alemannen, bei ihnen soll es ein heiliger Baum gewesen sein. Auch christliche Wallfahrtsorte, die auf die Fichte weisen, sind nicht häufig. Trotzdem hatte sie schon immer in einen grossen Stellenwert bei den Menschen. Im Frühjahr sammelte man die harzigen Fichtensprossen, schneidete sie klein und übergoss sie mit Wasser bis alles bedeckt war. Von diesem Absud trank man eine Tasse am Tag. Es für unsere Urgrosseltern ihre Frühjahrskur. Ihr Alter wird mancherorts auf gute 1000 Jahre geschätzt.

Dunkler Fichtenwald
In Fichtenwäldern herrscht meistens Dunkelheit | ©CG

 

Fichten im Naturgarten

Die Fichte ist ein winterharter Nadelbaum. Ihr Standort sollte im Halbschatten sein. Die Vermehrung erfolgt im Herbst durch Aussaat. Die Samen keimen relativ gut. Ich selber habe mir eine Fichte in den Garten geholt. Sie ist noch recht klein, daher kann ich noch nicht viel über sie im Garten schreiben. Eine zweite kleine Fichte wächst bei mir im Topf und ich muss sagen, dass sie sich dort recht wohl fühlt. Sie wächst zwar nicht so schnell, wie die, die im Garten steht, aber ihre Form ist dadurch schöner. Wer nur einen kleinen Garten oder Balkon hat, kann sie sich deshalb auch in Töpfe pflanzen.

Fichten blühen von April bis Mai. Sehr viele Insekten sind auf die Fichte angewiesen. Wie zum Beispiel bei den Käfern der Fichtenborkenkäfer, Kupferstecher und Buchdrucker. Bei den Schmetterlingen sind es die Klosterfrau, die Nonne und die Forleule und viele andere.

Sammeln, trocknen und verwenden

Das Harz, die Zweige und auch die Nadeln können ganzjährig gesammelt und getrocknet werden. Fichtennadeln sollten schnell und zügig in absoluter Dunkelheit getrocknet werden, damit sie ihre grüne Farbe behalten und nicht braun werden. Bei der Aufbewahrung müssen sie stockdunkel liegen und am besten in einem Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit, weil sie dann grün bleiben. Fichtenharz für Räucherwerke sollte so lange wie möglich getrocknet werden. Am besten 1 bis 2 Jahre oder auch länger. Fichtenzweige für ein Fichtenbad werden meistens frisch verwendet. Die jungen Triebe, die sogenannten Maiwipfel, werden von April bis Mai gesammelt.

Verwechslung mit anderen Pflanzen

Die Fichte kann mit der Tanne und der Douglasie verwechselt werden. Den Unterschied sieht man an den Zapfen. Denn, die der Tanne stehen aufrecht, die der Fichte hängen herunter. Aber auch an den Nadeln kann der Unterschied gesehen werden. Der Volksmund sagt: Die Fichte sticht, die Tanne nicht. Leider habe ich kein Foto von einer Tanne oder Douglasie. Ich werde die Fotos beizeiten hochladen.

 

Fichtenzapfen hängen nach unten
Fichtenzapfen hängen nach unten | ©CG

Verwendung…

…Küche

Die Fichtenmarmelade ist sehr bekannt und wird im späten Frühjahr zubereitet. Es ist eher ein Gelee, welches auch sehr lecker in schwarzen Tee mit hineingerührt werden kann. Wir nehmen es manchmal als Zuckerersatz in Tee. Aus den frischen Zapfen kann ein Likör hergestellt werden. So ein Likör heisst Fichtengeist. Junge Fichtentriebe können zusammen mit Karotten gekocht werden. Auch auf Quark oder Frischkäse sind sie sehr lecker. Getrocknete Fichtennadeln können zu Pulver verarbeitet werden und als Gewürz dienen.

Fichtentriebe in Essig
    • 250 g junge Fichtentriebe
    • 3 Wacholderbeeren
    • 1/2 Teelöffel grobes Meersalz
    • 250 ml Weinessig

Junge Fichtentriebe, Wacholderbeeren und das Salz gut vermischen und in die sterilisierten Gläser füllen. Den Weinessig aufkochen und in die Einmachgläser giessen. Verschliessen und auf den Kopf stellen. Die eingelegten Fichtentriebe können wie Essiggurken gegessen werden.

Fichtenknospen-Sirup

Der Fichtensirup eignet sich auch gut zum Süssen von Tee. Ihr könnt die Knospen von Fichten, Kiefern oder Tannen nehmen.

      • 500 g Knospen von Fichten (Maiwipfel)
      • 500 g Zucker
      • 1 l Wasser

Die ganzen Zutaten werden in einem grossen Kochtopf für ca. 40 Minuten geköchelt. Danach gut durchfiltern und in kleine Fläschen umfüllen. Wie oben schon geschrieben, ist dieser Fichtensirup sehr lecker zum Süssen von Tee. Ich fülle den Sirup kochendheiss in saubere ebenfalls ausgekochte Glasflaschen, dann ist er unbegrenzt haltbar. Jedenfalls bis zur nächsten Ernte. Ich bevorzuge braune Flaschen.

…Haushalt

Fichtenzweige und Zapfen sind schöne Dekoartikel im Haus. Fichtenholz, als Brennholz hat einen nicht so hohen Brennwert. Daher wird es meistens als Anzündholz genommen. Aus dem Harz kann ein Kleber hergestellt werden. Dafür erhitzt man das Fichtenharz und streicht es flüssig auf die zuklebende Stelle. Es darf nicht überhitzt werden, weil es sonst bröckelig wird. Am besten im Freien machen, weil Fichtenharz schnell in Brand geraten kann. Mit diesem Harzkleber können Körbe wasserdicht gemacht oder Holz geklebt werden. Unsere steinzeitlichen Vorfahren nahmen diesen Kleber für ihre Steinspitzen aus Flintstein und klebten sie in die Schäfte von Holz.

…Pflege

Fichtenharz heisst auch Kaupech und wurde in früheren Zeiten als Kaugummi gekaut. Es desinfiziert das Zahnfleisch und pflegt es gleichzeitig. Bäder mit der Fichte, wirken entspannend auf Körper und Geist.

…in der Kräuterkunde

Fichtennadel-Tee

Es gibt nichts Schöners, als einen Fichtennadel-Tee während einer leichten Erkältung zu trinken. Kräutertees sind sowieso immer besonders wohltuend auf unserem Geist, wenn wir schniefen und husten. Für eine Teezubereitung nimmt man 10 g Fichtennadeln und weicht sie über Nacht in Wasser ein. Dann werden sie kurz aufgekocht und für mindestens 10 Minuten ziehen gelassen. Abfiltern und nach Belieben mit Honig süssen.

Fichtensalz
      • 150g Fichtentriebe
      • 300g Salz eurer Wahl

Junge Fichtentriebe werden mit Salz zusammen in einem Mixer zerkleinert. Mit diesem Fichtensalz kann in Erkältungszeiten inhaliert werden.

 

Harzige Fichtenzapfen für ein Zapfenöl
Harzige grüne Fichtenzapfen | ©CG

 

Fichtenzapfen-Bad

Fichtenbäder werden schon sehr lange als Erholungsbad angewendet. Dieses Bad ist wohltuend auf unseren Körper und erfrischt unseren Geist. Es entspannt uns und man kann nach so einem Bad besser einschlafen. Wer in der Winterzeit viel draussen unterwegs ist, für den ist es wohltuend und stärkt die Abwehrkräfte nach so einem Tag. Dieses Fichtenbad wird mit kleinen Zweiglein samt Nadeln und harzigen noch grünen Zapfen zubereitet, wenn ihr nur die Nadeln nehmen wollt, solltet ihr die jungen frischen Triebe nehmen, die im Frühjahr kommen.

Für ein Bad mit der Fichte, müsst ihr viele noch grüne und harzige Fichtenzapfen und biegsame Fichtenzweiglein mit Nadeln nehmen. Das alles zerkleinert ihr und kocht es in zwei Liter Wasser auf und lasst es für 20 Minuten vor sich hinköcheln. Der Kochtopf muss geschlossen sein, weil sich sonst die wertvollen Wirkstoffe der Fichte verflüchtigen. Danach filtert ihr es ab. Den aufgefangenen Fichtensud giesst ihr in euer Badewasser. Wer es ein bisschen kräftiger im Duft haben möchte, nimmt 10 Tropfen ätherisches Fichtenöl und mischt es minimal mit Milch oder Sahne. Die Sahne oder Milch ist dazu da, dass sich das ätherische Fichtenöl gut im Badewasser verteilt.

So ein Erholungsbad sollte 10 bis 15 Minuten andauern und am besten am Abend erfolgen, damit ihr euch danach sofort zu Bett begeben könnt. Vielleicht mit einem schönen Buch, einer Tasse dampfenden Kräutertee und im Hintergrund eine Duftlampe mit ätherischen Fichtenöl. Dann habt ihr das Rundum-Sorglos-Paket, um zu entspannen oder zu genesen. Zum Beispiel nach einem anstrengenden Arbeitstag oder einer Erkältung.

Kleiner Tipp von mir: Es ist schwer an die noch grünen Fichtenzapfen zukommen, weil die Fichte doch sehr hoch wächst. Daher muss man nach Waldflächen suchen, wo gerade alles abgeholzt wurde. Grüne und harzige Fichtenzapfen liegen da in Massen auf den Boden. Dort können auch die Zweiglein gesammelt werden. Ich selber sammle nur dort, um nicht den Bäumen zu schaden. Oder nach Stürmen. Danach findet ihr sie auch reichlich auf dem Waldboden. 

Diese drei Rezepte, ersetzen den Gang zu einem Arzt oder Apotheke nicht. Bitte auch meinen Hinweis vor einer möglichen Anwendung lesen!

…Tierhaltung

Zerkleinerte Fichtennadeln können als Einstreu in der Tierhaltung verwendet werden. Die Fichte gehört auch zu den Honigpflanzen. Wer kennt nicht den Waldhonig?

 

Frisches Fichtenharz
Fichtenharz mit einer reinen Farbe |©CG

 

Fichten im Brauchtum

Ein Fichtenkranz, an der Haustür, schützte vor negativen Energien, die ins Haus treten wollten. Fichtenzweige ans Haus gesteckt, ein Sinnbild für das Ende des Winters. Sie wurden in früherer Zeit auch ins Haus geholt, um den Frühling herbeizurufen. Es wurde damals häufig davon berichtet, dass die Fichte den Geistern Aufenthalt gewährt. Das Vieh schützte man mit Fichtenzweigen vor Behexung und ein Fichtenspan unters Bett gelegt, sollte vor Blitzeinschlag schützen. Sie war auch ein „Übertragungsbaum“ für Krankheiten, besonders der Gicht. Die Beschwörungsformel hiess:

Guten Morgen Frau Fichte,

da bring ich dir die Gichte.

Mit einem Fichtensplitter wurde in einem schmerzenden Zahn herumgestochert bis er blutete und danach wurde der blutige Splitter wieder in die Fichte eingefügt. Gegen Mitesser wurden kleine Fichten herausgerissen und verkehrtherum wieder in die Erde gesteckt. Samen von einem Fichtenzapfen der nach oben hängt, am Morgen vor Sonnenaufgang nüchtern verschluckt, bewirkte das man den ganzen Tag unverwundbar blieb. Als Ersatz konnten auch Fichtennadeln gegessen werden. Fichtenzweiglein bei sich getragen, schütze vor ansteckenden Krankheiten.

Volkstümliche Namen

Rotfichte, Rottanne, Fichtenbaum, Schwarztanne, Pechbaum

Räucherwerk

Für eine Fichten-Räucherung können die Rinde, Nadeln, kleingeschnittene Zweiglein und das Harz verwendet werden.  Es verleiht uns Mut, Zuversicht, Ruhe, Kraft und Ausdauer und schützt vor störenden Einflüssen. In Räumen verräuchert, klärt es die Luft von negativen Energien. Daher wird die Fichte meist in Schutzräucherungen und Ausräucherungen von Häusern verwendet. Seine Sammelzeit ist vor den Rauhnächten und gehört in der Zeit auch auf jeden Rauhnachtaltar. Seine eigenschaften beim Räuchern sind: kräftigend, schützend, austreibend, heilend und aufbauend.

Das gereinigte Fichtenharz wird auch Burgunderharz genannt und war in den Zeiten der katholischen Kirche Ersatz für den Weihrauch. Fichtenharz wurde deshalb auch Wald-Weihrauch oder Waldrauch genannt. Es wurde zu der Zeit viel in Krankenzimmern verräuchert, weil das Harz desinfizierend wirkt.

Fichtenharz reinigen


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