Hexenrauch nannten unsere x-Urgroßeltern ein Räucherwerk, welches sie vor schlechten Einflüssen schützte; im Haus und Stall. Oft, wenn irgendwas nicht richtig war, gab man die Schuld der Hexerei. Die Menschen verräucherten das Buschwindröschen und die Haselwurz, samt der Wurzel, gegen dieses Zaubervolk. Auch bei schweren Geburten wurde Hexenrauch verräuchert, um eine Erleichterung herbeizuführen, wie auch geweihte Kerzen und das Lorettohäubchen verwendet wurde. Es war eine Haube die Gebärende auf den Kopf oder dem Bauch gesetzt wurde, um eine leichtere Geburt zu erhalten, so das die Hexe keine Gewalt über die gebärende Frau bekam. Auch verhexten Kindern gab man so ein Lorettohäubchen mit ins Bett, genauer gesagt unters Kopfkissen. In Süddeutschland war dieser Brauch noch bis zum Ende des 19. Jahrhundert weit verbreitet.
Hexenrauch bestand aus diesen Pflanzen
Meistens nahmen sie dafür die Haselwurz, samt Wurzeln oder auch das Buschwindröschen. Außerdem wurden noch zu diesen Räucherungen verwendet, Haselnusskätzchen und Pflanzenteile vom Kräuterbüschel. Es gab auch Räuchermischungen mit Weinraute, Mauerpfeffer, Tollkirschenblüten, Bilsenkrautsamen, Kamillenblüten und Farn. Teufelsdreck und Sadebaum durften nie fehlen. Dieser Hexenrauch durfte nur im Geheimen zubereitet und angewendet werden, daher bei verschlossenen Stuben- und Stalltüren, sonst bringt diese Räucherung statt Hilfe nur neue Gefahren und Unheil. Eine Räuchermischung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (1800-1899) zur Vertreibung von jedem Unhold war, der Teufelsdreck, Sadebaum und schwarzes Steinöl, lauter Zutaten, welche so widerwärtig stinken, daß man im wahrsten Sinne des Wortes den Teufel damit vertreiben könnte. Schwarzes Steinöl ist schon seit dem Mittelalter bekannt. Es wurde zu Salben verarbeitet, um Hautabzesse, Akne, Schuppenflechte und Blutergüsse zu behandeln.
Auch in Viehställen wurde mit dem Hexenrauch vieles verbannt. Wenn zum Beispiel eine Kuh keine Milch mehr gab, war sie verhext und man räucherte mit diesem Räucherwerk den Stall aus oder man gab der Kuh davon zu essen, so das die Hexe aus ihr herauskam. Auch beim Butter zubereiten, und zwar dann, wenn die Butter „nicht herauskam“, also sich nicht löste. Dann war die Butterhexe daran Schuld und es wurde der Butter pulverisierter Hexenrauch mit hinzugetan. Man räucherte alle neun Tage das Haus aus und malte Trudenfüsse (Pentagramm) an die Betten, um vor dem Alpdrücken geschützt zu sein.
Bei der ehemaligen deutschen Bevölkerung im Gottscheer Land, im heutigen Slowenien, war es Tradition, während einem Gewitters den Zwergholunder auf dem Kirchhof vor der Kirche zu verräuchern. Man glaubte das Hexen dafür verantwortlich seien, die die Wolken zusammentreiben, denn den Geruch dieser Pflanze mögen sie nicht. In Österreich räucherte man mit Hexenrauch, am Dreikönigstag, Haus und Stall aus, um aus ihnen dämonische Gewalten zu entfernen und Schutz zu erlangen.
Vom Heidentum ins Christentum
Diese Räucherpraktik stammt aus dem heidnischen Glauben und wurde später von der Kirche übernommen. Es wurde säckeweise gegen angehexten Krankheiten von herumziehenden Mönchen an die Leute verkauft. Die ältesten Einträge des Hexenrauchs habe ich im 18. Jahrhundert gefunden. Ein Benediktermönch beschrieb 1737 in seinem Manuale Benedictionum einen Exorzismus mit einem Räucherwerk. Dafür wurden zu gleichen Teilen Weinraute, Storchschnabel, Wacholderbeeren, Teufelsdreck, Weihrauch und Sonnenwirbel gemischt. Mit der letzten Räucherpflanze kann die Wegwarte oder auch der Löwenzahn gemeint sein. Dazu gibt es einen Tatsachenbericht von 1780. Darin beschreibt jemand ein Spektakel auf einem Kirchhof. Es sollte einem Ganoven der Teufel ausgetrieben werden und alle Leute wollten dabei zusehen. Vorher wurde von der Kirche Hexenrauch verkauft, was die Menschen sich in die Münder schoben und kauten, damit der Teufel beim Exorzismus nicht später in sie hineinfuhr.
In eigener Sache
Das Wort Hexe nehme ich nur ungern in den Mund, weil es nichts niedliches oder schönes beschreibt. Frauen wurden als Hexe stigmatisiert, um sie als Geliebte, Ehefrau oder weil sie unbequem waren, los zu werden. Diese Frauen wurden gequält und umgebracht. Daher halte ich nichts davon mit diesem Wort so leichtfertig umzugehen, wie zum Beispiel mit der Betitelung der Kräuterhexe. Denn es gab keine Kräuterhexen in diesem Sinne, auch das es überwiegend Frauen waren, die sich mit Kräutern beschäftigten ist eine Legende. Es waren ganz normale Frauen und Männer so wie du und ich, die diesem Wahnsinn zum Opfer gefallen sind. Das Wort Hexe war immer negativ behaftet, wie man es auch an dem Hexenrauch sieht. Es wurde mit ihm immer Negatives entfernt, was eine Hexe angerichtet hatte.
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