Pflanzen-Steckbrief: Der Holunder

Der Schwarze Holunder
Schwarzer Holunder | ©CG

 

Der Schwarze Holunder war schon in der Antike ein hoch geschätzter Baum. Ein alter Brauch besagt, dass man vorm Vorbeigehen, an einem Holunderbaum, den Hut zu ziehen oder das Knie zu beugen hat. Für unsere Urahnen, war der Holunder ein Familienbaum, der niemals auf dem Hof fehlen durfte. Holunderholz durfte nie, als Herd- oder Ofenfeuer verfeuert werden. Denn der Holunder ist ein grosser Schutzbaum, der alles Unheil unter sich im Erdreich und an den Wurzeln bewahrt und so die Besitzer des Hauses schützte. Wenn man sein Holz für ein Feuer verwendete, wurde dieses Unheil frei gelassen und an die Besitzer des Hauses weitergegeben. Der botanische Name Sambucus geht wahrscheinlich auf ein altgriechisches harfenähnliches Musikinstrument zurück. Denn dieses wurde zu damaliger Zeit aus Holunderholz angefertigt. Dieses Instrument wurde Sambuche genannt. Nigra kommt aus dem Lateinischen von niger und heisst schwarz.

 

holunderblüte
Holunderblüte in meinem Garten | ©CG

 

Holunder im Naturgarten

Der Holunder ist winterhart und kann zu einem beachtlichen Bäumchen heranwachsen. Er bevorzugt es sonnig, aber auch den Halbschatten. Die Aussaat kann unterschiedlich vorgenommen werden, entweder als Samen im Herbst, Grünstecklinge im Sommer oder durch Holzstecklinge im Winter. Wobei die Aussaat sehr schwer ist, weil die Samen nicht gerade schnell keimen. Wobei der Holunder zum Wuchern neigt. Ist er erstmal angewachsen und konnte seinen Beeren durch Vögelreichlich im Garten verteilen, wird man nach kurzer Zeit überall Holunderbäumchen wachsen haben. Leider ist er auch sehr empfindlich und geht auch schnell wieder ein.

Leider wird der Schwarze Holunder oftmals von Blattläusen heimgesucht. Abgestorbene Holunderäste und Holz können im Garten in eine feuchte dunkle Ecke gelegt werden, um die begehrten Judasohren zu bekommen. Dieser Pilz erscheint meistens nur an Holunder. Er gehört zu den Heil-und Vitalpilzen. Ansonsten ein problemloser Baum, der sich auch in einem grossen Topf wohlfühlt.

Seine Blühzeit ist von Mai bis Juli. Seine Blüten werden von reichlichen Insekten angeflogen, wie zum Beispiel Bienen und Käfer. Seine Beeren mögen Stare, Drosseln und Amseln sehr gerne. Im Phänologischen Kalender gilt der Schwarze Holunder als Zeigerpflanze. Denn, wenn die schwarzen Beeren reifen, steht der Herbst vor der Tür. Und seine Blüten zeigen den Frühsommer an.

 

Judasohren
Judasohren sind Vitalpilze | ©CG

 

Sammeln, trocknen und verwenden

Im Juni bis Juli sammelt man die Blüten des Holunders. Die Blüten des Holunders sind voll mit wertvollen Blütenstaub, der leider bei Regen herausgespült wird. Daher sollte nur bei trockenen und warmen Wetter geerntet werden. Am besten eignet sich der Vormittag, wenn der letzte Tau von der Nacht getrocknet ist. Die Blüten werden gleich zu Beginn ihrer Öffnung gesammelt und in Lagen ausgelegt oder hängend getrocknet. Die Holunderbeeren werden frisch verwendet oder getrocknet, zum Beispiel als Vogelfutter für den Winter.

Verwechslung mit anderen Pflanzen

Die Blüten können mit dem Liguster und der Traubenkirsche verwechselt werden. Als Jungbaum kann er mit einer Esche verwechselt werden, wenn man nach seinen Blättern geht, wobei die Esche mehr Blätter hat.

 

Holunderblüte
Holunderblüte | ©CG

 

Verwendung…

…in der Küche

Die Holunderbeeren sind bekannt, als Fliederbeersuppe. Aus ihnen wird auch ein Saft hergestellt. Aus den Blüten kann man leckere Pfannkuchen zubereiten. Die Beeren werden zu Gelee oder Marmelade verarbeitet. Der Verzehr der rohen Beeren ist sehr umstritten, da sie bei manchen Menschen erhebliche Magenbeschwerden auslösen können. Andere Menschen wiederum essen sie mit Milch und Zucker. Abgekocht kann man sie essen. An seinen abgestorbenen Holz können problemlos Judasohren gezüchtet werden.

Holunderbeerensirup ist sehr gesund und vor allem bei Husten und allgemeinen Erkältungsbeschwerden im Herbst und Winter ein Genuss. Auch ohne dem, stärkt dieser Sirup unser Immunsystem und gibt Kraft. Er kann in heissen Wasser oder in schwarzen Tee getrunken werden. Gerade für den Winter sollte deswegen ein kleiner Vorrat angelegt werden. In meinem Elternhaus gab es immer selbstgemachten Saft, mit ganz wenig Zucker, aus Fliederbeeren, wie man bei uns im Norden zu den Holunderbeeren sagt. Manchmal haben wir Kinder in kleinen Schnapsgläsern diesen Saft ohne Verdünnung getrunken und hatten unseren Spass, dass es so sauer schmeckt.

Holunderbeerensirup

Das einzige was man sammeln muss, sind die Holunderbeeren. Ihre Sammelzeit beginnt im Frühherbst. Wenn ihr wild sammeln geht, so beachtet bitte, dass ihr einen Holunderbaum nicht vollständig leer erntet, denn diese Beeren sind Vogelfutter und daher für sie sehr wichtig. Zucker und Zitronen sind meistens im Haus.

Zutaten

    • 500g Holunderbeeren (frisch)
    • 350g Zucker
    • Saft von einer Zitrone

Zubereitung

Die Holunderbeeren werden von den kleinen grünen Stielen befreit und mit dem Zitronensaft auf ca. 40° C erhitzt. Beim Erhitzen solltet ihr die Holunderbeeren ein wenig zerquetschen. Danach wird der Topf von dem Herd genommen und zugedeckt 3 bis 4 Stunden ziehen gelassen. Nachdem alles gut abgekühlt und durchgezogen ist, wird alles durch ein Leinentuch oder feines Sieb gepresst. Den ausgepressten Holunderbeerensaft giesst ihr nun mit ca. 350 ml Wasser auf und erwärmt das Gemisch auf 85° C. Diese Gradzahlen sind wichtig für den Erhalt der Wirkstoffe in den Holunderbeeren und auch für die Haltbarkeit. Nun fügt ihr den Zucker hinzu und löst ihn gut auf. Der Saft wird in heisse und sterilisierte Flaschen umgefüllt und gleich verschlossen. Nachdem sie abgekühlt sind, muss dieser Holunderbeerensirup kühl und dunkel gelagert werden. Am besten im Kühlschrank.

…im Haushalt

Da seine Äste mit Mark gefüllt sind und dadurch ein Hohlraum ist, eignen sie sich besonders gut, für die Herstellung von Flöten.

…in der Pflege

Ein Holunderblütenöl pflegt trockene Haut.

Holunderblütenöl

Dieses Öl pflegt wunderbar trockene Haut. Dafür nimmt man zwei Holunderblüten und übergiesst sie mit 250 ml Öl nach Belieben. Beides wird in einem Topf leicht erwärmt und dann gefiltert. Das Holunderblütenöl sollte in dunklen Flaschen kühl gelagert werden.

…in der Tierhaltung

Seine Beeren dienen als Vogelfutter.

 

Unreife Holunderbeeren
Unreife Holunderbeeren | ©CG

Holunder im Brauchtum

Wenn man Holunder bei sich trägt, ist man vor Angriffen jeglicher Art geschützt. Auch wenn man Äste vor die Fenster oder Haustür hängte, blieben den negativen Mächten das Haus verschlossen. Bei einer Entfluchung spielte der Holunder eine grosse Rolle. Holunderbeeren unter das Kopfkissen gelegt, halfen beim Einschlafen. Früher propfte man Zahnschmerzen auf den Holunder. Wer Zahnweh hatte, begab sich mit einem Messer zum Holunder und sprach dreimal:

Liebe Frau Hölter,
Leih mir ein Spälter,
Den bring‘ ich euch wieder.

Dann löste man ein Stück von der Rinde ab, schneidete sich einen Span aus dem Holz und ging nach Hause. Hier ritze man mit dem Span das Zahnfleisch, bis das Holz blutig war und fügte es wieder in den Stamm, um den Schmerz auf den Holunder zu übertragen.

Aus den etwas dickeren Ästen können Flöten hergestellt werden, mit denen man Geistwesen herbeirufen kann. Auch Zauberstäbe wurde seit jeher aus Holunderholz gefertigt. Holunderholz darf nicht in Kaminen oder als Herdfeuer verbrannt werden, weil dadurch Unheil in unser Haus ziehen kann. Der Holunderbaum stand dafür, dass er unser Haus und Hof bewacht und durch Feuerholz von ihm, würden wir all das Böse wieder frei lassen.

Volkstümliche Namen

Flieder, Holler, Holderbusch. Das Wort Holunder kommt wahrscheinlich aus dem Althochdeutschen von Holuntar (Holun = gnädig oder hohl und Tar= Baum, Strauch).

Räucherwerk

Eine Holunder-Räucherung ist ein sehr magisches Räucherwerk. Es wird für Schutzräucherungen verwendet und wir können damit unser Schicksal befragen. Holunder zu räuchern war schon immer sehr magisch und geheimnisvoll. Daher wurde dieses Räucherwerk gerade bei sehr kräftezehrenden Situationen, viel verwendet. Seine Räucher-Eigenschaften sind schützend, heilend, beruhigend und voraussagend. Holunder wird für Räucherwerke oder magische Handlungen bei Vollmond gesammelt. Am besten natürlich um die Sommersonnenwende herum, wenn bis dahin die Blüten noch nicht abgestorben sind.


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