Fossilien und Steine haben die Menschen schon immer bewundert. Aber was haben sie für eine Bedeutung? Durch ihr Aussehen, ihre Form entstand grosser Volksglauben, auch in der Volksheilkunde. Heute möchte ich euch die Hühnergötter (Lochsteine), Donnerkeile (versteinertes Teil von einem Kalmar), Krötensteine (fossiler Seeigel) und Bonifatiuspfennige (fossile Seelilienstängel) vorstellen und was sie für eine Bedeutung der Menschen von damals hatten. Ich selber bin mit solchen Fossilien und vieles andere mehr, gross geworden. Als Kind hat es mich wahnsinnig fasziniert und es hält bis heute an. Wenn das Wetter schön ist, bin ich mit meinem Mann sehr oft in Sandgruben unterwegs, um diese schönen Stücke zufinden und da ich es seit Kindesbeinen mache, durch meinen Vater, habe ich ein geschultes Auge für diese Fossilien oder Steine. Wer mehr über diese schönen Fundstücke wissen will, wie sie zum Beispiel entstanden sind und wie alt sie sind, der kann bei Google suchen. Man findet mittlerweile sehr viele Seiten.
Was haben die Hühnergötter von Bedeutung?
Fangen wir mit den Hühnergöttern an. Die Lochsteine verbreiteten einen grossen Volksglauben und Zauber. Sie werden in der Volkssprache auch Lochsteine, Drudensteine, Schratensteine, Truttelsteine, Krottensteine, Hascherlit und Trudenstein genannt.
In dem Buch „Aradia – Die Lehre der Hexen“ sagt man über diese Steine: „Einen Stein mit einem Loch darin zu finden, bedeutet ein besonderes Zeichen der Gunst Dianas. Derjenige, dem dies geschieht, soll den Stein in seine Hand nehmen und nachdem er die vorgeschriebene Zeremonie eingehalten hat, das Folgende wiederholen:
Ich habe einen Stein mit einem Loch auf den Boden gefunden. Oh Schicksal! Ich danke dir für diesen glücklichen Fund, Auch dem Geist, der ihn mir auf dieser Strasse Geschenkt hat, gehört mein Dank; Und möge er mir Gutes tun Und mir Glück bringen!
In der Fachsprache heissen diese Steine Paramoudra. Wobei mehr damit die richtig grossen Lochsteine gemeint sind. Diese Steine haben meist kein durchgehendes Loch, sondern ein Loch, eine Mulde. Von kleinen Exemplaren dieser Paramoudra findet man sehr viele; meist aus Flintstein. Aus dieser Mulde, der kleinen Paramoudras ist irgendwann mal ein versteinerter Seeigel herausgefallen, der darin eingeschlossen war und manche sind durch Auswaschung durch Wasser entstanden. Diese Steine werden auch Mördersteine im Volkstümlichen genannt, warum, das weiss ich leider auch nicht. Aber das Wort beflügelt schon die Phantasie.
In diese kleinen, ich nenne sie mal „Halb-Paramoudras“, setze ich Hauswurzen ein und verteile sie im Garten. Die Hauswurze fühlen sich dort drin sehr wohl und wachsen fleissig. Auch der Hauswurz war gegen den Blitzeinschlag sehr beliebt und wurde oftmals auf Dächer gepflanzt, daher sein volkstümlicher Name Dachwurz.
Die Hühnergötter sind natürlichen Ursprungs. Es sind meistens Flintsteine, die vor Millionen von Jahren entstanden sind. Nicht nur Hühnergötter findet man in Flint, auch die urigsten Knollenformen die man jemals gesehen hat. Das Loch in dem Stein stammt meistens von einem Stängel der Seelilien oder Donnerkeile, die sich nach der Zeit herausgelöst haben oder aber einer Auswaschung durch Wasser. Man findet sie oft an Ost- und Nordsee, sowie in Kiesgruben. Mit Glück auf Wegen. Oder wenn ihr euch Kieselsteine für den Garten oder Wege kommen lasst. Bevor so ein Kieselsteinhaufen bei uns verarbeitet wird, wird er systematisch durchsucht. Darin finden sich immer Fossilien oder auch kleine Hühnergötter.
Der Hühnergott wird schon seit Jahrhunderten als Talisman genommen. Er bringt Glück und Schutz. Im Volksglauben sagt man: Wer ihn um den Hals trägt, kann nicht ertrinken! Das Loch darf aber nicht künstlich, wie durch einer Steinbohrung, hergestellt werden. Damit verliert er seine schützende Kraft. Hühnergötter müssen immer natürlichen Ursprung sein. Mit ein bisschen Übung sieht man es dem Stein an, ob es eine Fälschung ist. Darum passt bitte auf, wenn ihr euch so einen Lochstein im Internet kauft. Es sind viele Fälschungen in den bekannten Auktions- und Anzeigenportale. Gerade mit den Gegenständen, die man früher für den reichlichen Volksglaube unserer Urgrosseltern verwendet hat.
Der Volksglaube reicht schon in die slawische Kultur zurück, wo der Hühnergott das Federvieh vor der bösen Hexe Kikimora beschützt hat. Die Slawen dachten damals, wenn man die Kikimora sieht, das es Unglück bringt. Steine mit einem Loch waren in ganz Europa weitverbreitete Talismane und spielten eine grosse Rolle. Der Volksglaube an diese Steine wurde in folgenden Kulturen belegt: Franken, Germanen, Alemannen, Angelsachsen und die Slawen. In jeder der aufgezählten Kulturen, diente der Lochstein als Schutz vor bösen Geistern und Hexen und um den bösen Blick abzuwehren. Dieser böse Blick, ein Schadzauber, wurde so im Steinloch gehalten und konnte nicht zum Empfänger vordringen.
So ein durchlöcherten Stein wurde früher über die Haustüre gehangen; gegen Hexen. In England werden sie deshalb auch Evil eye oder Witchstones genannt. Jeder Stein mit einem natürlichen Loch kann als Hexenstein dienen, wenn er gefunden wird, ohne das man danach gesucht hat. Je länger er für diesen Zweck gebraucht wird, umso mächtiger und wirksamer wird er. Man hängt ihn gewöhnlich hinter die äußerste Tür des Hauses, das man schützen will. Sie werden auch an den Türschlüssel und an das Schlüsselbund gebunden oder an einer Schnur hinter der Tür aufgehängt.
Diese Lochsteine wurden auch an die Fenster von Pferdeställen gehangen oder den Hühnern ins Nest gelegt, damit ihre Eier nicht verhext wurden und sie immer fleissig legten. Desweiteren wurden sie auch in die Viehställe gehangen. Auch an die Wiege und an das Wochenbett, an die Krippen und an Bäume. Die Slawen beschwören mit diesen Steinen ihren Viehgott Weles. Die Germanen beschwören ihren Gott Donar (Thor) damit. Im slawischen, sowie im germanischen Volksglauben waren diese Lochsteine dämonische Werkzeuge, gegen böse Wesen.
Man verwendete diese Steine auch als Amulett gegen Albträume und man hängte sie unter einem Dachstuhl um den Blitzeinschlag abzuwehren. In alten Häusern hat man manchmal noch Glück und findet eine ganze Reihe von Lochsteinen auf den Dachböden. Sogar Kindern legte man die Hühnergötter mit ins Bett, damit sie gut lernten.
In der Schweiz, Frankreich und in England hängte man den Hühnergott in die Ställe des Viehs, das damit vor Unheil beschützt ist. In Deutschland war der Hühnergott ein Talisman für Menschen und in Österreich nennt man diese Steine auch Linsensteine. Es bedeutet, wenn man durch das Loch schaut, sieht man alles grösser! Man kann auch ein Band durch das Loch fädeln und die Steine aufhängen, das bringt Glück und hält böse Geister und Hexen fern. Aus den kleinen Lochsteinen stelle ich Halsketten her, indem ich den kleinen Lochstein an ein schönes Lederband hänge. Mit einer Silberkette sieht er natürlich noch viel edler aus; gerade wenn man ihn an einem lieben Menschen verschenken möchte. So entsteht ein kleiner Glücksbringer und ich verschenke sie an Menschen, die mir wichtig sind.
Donnerkeile
Donnerkeile sind versteinerte Teile von früheren Kalmare (Belemniten) und waren bei den Germanen sehr beliebt. Es wurde von ihnen Runen in die Donnerkeile geritzt. Die Germanen glaubten, das diese Donnerkeile bei einem Gewitter vom Himmel in den Erdboden einschlugen. Donnerkeile wurden vom Gott Donar (Thor) verehrt. Er schleuderte diese Donnerkeile auf die Erde. Und so schützten sie im Volksglauben auch vor Blitzeinschlag und Stürmen. Dafür wurden sie im Dachstuhl ausgelegt oder während einem Gewitter auf den Esstisch gelegt. Daher auch die volkstümlichen Namen Blitz- oder Donnerstein. Andere Namen sind Luchsstein, Fingerstein, Alpschoss, Pfeilstein und Teufelsfinger. Wobei der Name Donnerstein auch für den versteinerten Seeigel verwendet wurde. Dazu weiter unten im Artikel.
Später wurden diese Donnerkeile in der Volksheilkunde gemahlen und gegen allerlei Beschwerden am und im Auge verwendet. Auch gegen Zahnschmerzen, Syphilis und Verstopfung in Wein vermischt. Pur wurde der gemahlene Donnerkeil auf Wunden gestreut, um die Blutung zu stillen und die Wundheilung zu beschleunigen. Als Amulett am Körper getragen bewahrte er die Menschen vor dem Hexenschuss, weil man damals daran glaubte, dass die Hexen diese Donnerkeile auf Menschen schossen und so den Hexenschuss auslösten (christlich?).
Nach dem Glauben von damals half er gegen Nieren-, Harn- und Blasenbeschwerden. Auch Apotheken hatten das gemahlene Donnerkeilpulver in ihrem Sortiment, weil er eine harntreibende Eigenschaft besitzen soll. Der Glaube an die harntreibende Eigenschaft rührt daher, weil der Donnerkeil gerieben nach Katzenurin riecht, also sehr stark nach Ammoniak, was wiederum in den Augen brennt und man daher glaubte das dieser gemahlene Donnerkeil gegen Augenbeschwerden hilft. Den Kühen gab man diesen Donnerkeil ins Fressen, wenn sie keine Milch gaben oder einen entzündeten Euter hatten, indem man den Euter mit gemahlenen Donnerkeil einrieb.
Im 16. Jahrhundert gab man schwangeren Frauen diesen Donnerkeil, wohl das sie eine leichte Geburt bekamen. Eventuell auch um Schutz für das Kind und für sich selber zu erhalten. Auch gegen entzündete Brüste wurde er in der Frauenheilkunde eingenommen. Ferner schützte der Donnerkeil gegen jede Art von Unglück. Dafür wurde er immer am Körper getragen.
Dieser Glaube an die Donnerkeile war sehr weit verbreitet, laut meines Wissens bis nach Afrika. Dort sollen sogar Opferkulte im Dienste des Donnerkeils vollzogen worden sein. In vielen Kulturen galten sie als Glückssymbol. Aber fast alle Kulturen haben gemein, dass dieses Fossil gegen Blitzeinschlag half.
Krötensteine
Versteinerte Seeigel heissen im Volkstümlichen auch Donnerstein, Krötenstein, Riesenknöpfe, Schlangeneistein und Grummelstein. Krötenstein kommt daher, weil man glaubte, dass dieses Fossil im Kopfe einer Kröte sitzt. Man bekam dieses Fossil entweder, wenn man die Kröte in einem Ameisenhaufen zerfressen lässt oder wenn man mit einer Gabel auf die Kröte drückt. Versteinerte Seeigel wurden sogar in alten Gräbern gefunden, nahe am Kopf des Toten gelegen. Als Amulett oder auch sehr kleine Seeigel in einem Ring gefasst, schützte den Träger vor Schadzauber und vielerlei Unglück.
Ganz besonderen Schutz hatte dieser urweltliche versteinerte Seeigel, wenn er aus einem Hünengrab geholt wurde. So sehen wir das die Steinzeitmenschen diese Fossilien für ihre Zeremonien verwendeten. Es wurden bearbeitete und unbearbeitete Seeigel in Hünengräbern gefunden. Es wird eine Grabbeigabe gewesen sein, um den Toten wohl die „Überfahrt“ zu erleichtern und ihm Schutz zugeben, das er kein „Wiedergänger“ wird und in der jetzigen Welt stecken blieb. Die Germanen ritzten Runen zu Heilzwecken auf die versteinerten Seeigel. Auch hier war der Glaube, dass dieses Fossil gegen Blitzeinschlag das Haus bewahrte. Dafür wurde er im Haus aufbewahrt und bei Gewitter auf die Fensterbank gelegt. Ferner wurden sie auch Druidensteine genannt und mit eingeritzten Drudenfuss gefunden worden.
Der fossile Seeigel wurde gemahlenen gegen das Sauer werden der Milch verwendet, auch gegen jegliches Gift half das gemahlene Fossil so. Als Amulett gegen den bösen Blick und Schadzauber. Er schützt vor Krankheiten, Unglück und Zauber. Die Hexen können seinem Besitzer nicht schaden. Damit Kinder nicht beschrien werden, legt man ihn in ihr Bettchen. Was es mit dem Beschreien und Berufen auf sich hat, habe ich in diesem Artikel beschrieben. Diese Versteinerungen wurden vorallem in Dörfer bei Leipzig zu Heilzwecken verwendet. Zum Beispiel gemahlen in Verbände bei einem Bruch. Der Glaube war, das der Bruch schnell heilte und vorallem ohne Spätfolgen.
Versteinerte Seeigel galten als wirksamer Gegenzauber gegen allerlei Böses, das durch Geister, Alben oder Truden angetan werden konnte. Im Mittelalter hiessen die Seeigel auch Siegsteine und wurden oftmals als Knauf von Degen verarbeitet. Dafür wurden meist versteinerte Seeigel der Gattung Galerites verwendet. Sozusagen als Glücksbringer. Im Allgemeinen nahm man sie gegen böse Geister, den bösen Blick und vor allem gegen den Blitzeinschlag, was besonders in ländlichen Gegenden ein weitverbreiteter Glaube war. Dafür wurde der Seeigel über die Haustür oder oben ins Gebälk (Dachstuhl) gehangen.
Bonifatiuspfennige
Bei unseren früheren Vorfahren waren fossile Seelilienstängel mal Zahlungsmittel. Auf dem Foto unten sind die einzelnen Glieder fossilier Seelilienstängel. Am meisten findet man diese Fossilien in Thüringen, wo auch Bonifatius die Heiden christianisieren wollte, weil nach seiner Auffassung, die meisten von ihnen dort lebten. Die dortigen Heiden, die sich nicht zum Christentum von Bonifatius missionieren lassen wollten, hatten Abgaben zu zahlen, in Form von diesen Fossilien. Hexengeld oder Sonnensteine nannte man sie, nachdem Bonifatius gekommen war, hiessen diese Seelilienstängel auch Bonifatiuspfennige. In Englang wurden sie Feengeld genannt und dort in St. Cuthbert nahmen die damaligen Mönche sie, um Rosenkränze herzustellen.