Um das Johanniskraut drehen sich viel Mythen und Legenden. Am 24. Juni, der Johannistag, werden seine Blüten über Bildern von religiösen Darstellungen angebracht. Schon unsere Urahnen verehrten das Johanniskraut als Lichtbringer und symbolisch für die Sonne. Geerntet wurde es zur Sommersonnenwende. Zu diesen Dorffeiern trugen Frauen und Mädchen Kränze aus Johanniskraut auf ihren Köpfen; manchmal zusammen mit Beifuss. Sein Botanischer Name lautet: Hypericum perforatum. Hypericum soll von Helios (der auch Hyperion genannt wird) kommen. Er trägt eine Strahlenkrone und heisst deshalb der Leuchtende. Perforatum bedeutet durchlöchert, mit Bezug auf die wie von Nadeln zerstochen aussehenden Blätter und Blüten.
Johanniskraut im Naturgarten
Das Johanniskraut ist eine winterharte Kulturpflanze. Sie liebt einen trockenen Boden, die Sonne aber auch den Halbschatten. Die Aussaat erfolgt im Frühjahr und im Herbst. Sie kann auch durch Teilung vermehrt werden. Ansonsten ist es eine problemlose Pflanze, die auch vor Schneckenfrass geschützt ist. Diese Pflanze kann auch in einem Topf auf dem Balkon kultiviert werden. Ich selber pflege sie neben den Pflanzen im Garten, auch in einem 60 cm grossen Tontopf. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass das Johanniskraut im Topf kräftiger wächst, als die restlichen Johanniskräuter im Garten.
Das Johanniskraut blüht von Juni bis August. Bienen, Hummeln und Schwebfliegen lieben diese Pflanzen und fliegen sie reichlich an, aber auch Spinnen finden in ihm oftmals ihr Zuhause.
Sammeln, trocknen und verwenden
Die Sammelzeit ist von Juni bis August. Geerntet werden die oberirdischen Triebe und die einzelnen Blüten der Pflanze. Als Mass nimmt man ungefähr die oberen 30 cm, ohne dicke Stängel. Diese 30 cm werden auch „Blüh-Horizont“ genannt. Sie werden gebündelt und kopfüber zum Trocknen aufgehängt. Die beste Zeit zum Sammeln ist Mitte/Ende Juni, aber das hängt sehr stark von der jeweiligen Region ab. Frische Blüten werden sofort in Öl, das berühmte Rotöl, verarbeitet. Dieses Öl wird auch Johannisblut genannt.
Verwechslung mit anderen Pflanzen
Verwechslungen kommen oft mit dem Gilbweiderich vor. Da es viele andere Johanniskräuter gibt und sie alle ziemlich gleich aussehen, solltet ihr auf Folgendes achten. Der Stängel muss zweikantig, nicht rund, und markig gefüllt, also nicht hohl sein. Dann hast du das echte Johanniskraut. Bei ungeübten Kräutersammlern könnten eventuell Verwechslungen mit der Weinraute vorkommen, wenn man nach dem Blattwerk geht.
Verwendung…
…im Haushalt
Johanniskraut kann als Färberpflanze für die Farbe Gelb genommen werden.
…in der Pflege
Die getrockneten und zermahlten Blüten können auch als Haarfärbemittel für rote Haare verwendet werden.
…in der Kräuterkunde
Seit gut 2000 Jahren nehmen die Menschen das Johanniskraut um ihre Leiden zu lindern. Seine Wirkungen sind durch Untersuchungen bestätigt worden. Früher wurde die Schafgarbe als Ersatz zum Johanniskraut angesehen. Wenn ihr das Johanniskraut für euer Rotöl verwendet wollt, so solltet ihr das Kraut bei zunehmendem Mond pflücken. Dann ist der Duft und die Wirkung am grössten; laut Alten Wissen.
Johanniskraut-Tee
- 2 TL getrocknetes Johanniskraut
- 1 Tasse Wasser
Das kochende Wasser über das Kraut giessen und ca. 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und abfiltern. Nach Belieben mit etwas Honig oder Stevia süssen. 2-3 Tassen täglich trinken und über einen Zeitraum von 6 Wochen, weil sich die Wirkkraft des Johanniskrauts erst nach gut 1-2 Wochen einstellt. Nach den 6 Wochen sollte eine Pause eingelegt werden. Johanniskrauttee schenkt uns eine beruhigende Wirkung.
Johanniskraut-Tinktur
Für eine Johanniskraut-Tinktur werden nur die Blüten verwendet. Es werden soviele Blüten gesammelt, wie in euer Glas hineinpassen. Dann wird alles mit 40% Alkohol (Wodka oder Korn) übergossen, bis die Blüten bedeckt sind. Verschliessen und gut durchschütteln. An einen warmen und dunklen Ort stellen und täglich schütteln und kontrollieren, ob vielleicht eine Schimmelbildung vorliegt. Die Ziehzeit beträgt 4-6 Wochen. Danach abfiltern und in kleine Tropferfläschchen umfüllen. Es können bis zu 50 Tropfen täglich in etwas Tee oder Wasser eingenommen werden. Bis zu dreimal täglich. Gelagert werden Tinkturen an dunklen Orten und haben eine Haltbarkeit von ca. 1 Jahr. Diese Tinktur wird bei nervöser Anspannung verwendet.
Johanniskraut-pulver
Dieses Kräuterpulver wird aus den getrockneten Blüten zubereitet. Dafür werden sie in einem Mörser sehr fein gemahlen. Von diesem Pulver kann man einen Teelöffel 1-2 mal täglich einnehmen. Zum Beispiel, als leichtes Beruhigungsmittel.
Man darf das Johanniskraut nicht essen und bei übermässigen Gebrauch verursacht es eine Sonnenempfindlichkeit, wobei diese Sonnenempfindlichkeit nur rothaarige und hellhäutige Menschen betrifft und bei einer Überdosierung. Auf normale Dosierungen und auch lichtunempfindlichen Menschen hat die Sonnenempfindlickeit keine Auswirkungen. In der Zeit der Anwendung darf kein Solarium besucht werden. Es steht in Verdacht, dass es die Wirkung von anderen Medikamenten hemmt. Wenn ihr Medikamente, auch die Antibaby-Pille, einnehmt, so wendet euch bitte VOR einer Einnahme an einen Arzt oder fragt in der Apotheke nach. Das ist sehr wichtig!
Da diese Pflanze in früherer Zeit, als Abtreibungskraut verwendet wurde, müssen Schwangere und Stillende auf sie verzichten. Bitte beachtet, dass diese Rezepte den Gang zu einem Arzt oder Apotheke nicht ersetzt. Bitte auch meinen Hinweis vor einer möglichen Anwendung lesen!
Johanniskraut im Brauchtum
Johanniskraut hat ein rotes Pigment, das beim zerquetschen der Blüten heraustritt. Diese Farbstoffabsonderung hat dem Johanniskraut, in früheren Zeiten, eine Rolle des Volksglaubens eingebracht. Es ist auch als Fuga daemonum oder Scaccia diavoli bekannt, weil es früher im Exorzismus als Weihwasserwedel eine grosse Rolle spielte. Früher wurde das Johanniskraut einem Angeklagten, wie zum Beispiel in Hexenprozessen, vor den Mund gehalten, um ein Geständnis zu erzwingen. Oder auch ein aus Johanniskraut gebrauter Trank, vernichtete die Macht des Teufels und zwang die Gefolterten, die Wahrheit zu sagen.
Der aus den gelben Blüten beim Zerquetschen quellende Saft wird an der Luft rot. Diese Umstände haben das um Johannis (24. Juni) erblühende Johanniskraut, das der Teufel vor lauter Wut durchstochen hat, als wundertätiges erscheinen lassen. Es diente gegen verhextes Vieh und wird unter die Schwelle gegraben. Zum Verscheuchen von Gewittern wird Johanniskraut auf ein Feuer geworfen. In früheren Zeiten sagte man bei starkem Gewitter folgenden Spruch auf:
Ist denn keine alte Fraue,
Die kann pflücken Hartenaue,
Dass sich das Gewitter staue?
Es wurde auch in Liebesorakeln verwendet. Der aus den Stielen der Blüten beim Abreißen hervorquellende rote Saft bleibt manch
mal aus oder ist grau gefärbt. Dies wird nun als günstig oder ungünstig aufgenommen und durch diesen Spruch angedeutet:
Bist mir gut,
Gibt mir Blut,
Bist mir gram,
Gibt mir Schlamm.
Mit Kränzen aus Johanniskraut schmücken sich die um das Johannisfeuer Tanzenden und werfen nach dem Erlöschen der Feuer die Kränze auf die Dächer der Häuser, damit diese vor Brandschaden gesichert bleiben. In dem am Mariä-Himmelfahrts-Tage geweihten Kräuterbüschel, die aus 9 Kräutern bestehen oder auch mehr, darf nach früherer Vorstellung das Johanniskraut nicht fehlen.
Am Johannistage muß man einen Strauss von 9 verschiedenen Johanniskräutern (Pfingstrose, Frauenmantel, Zittergras, Skabiose, Eichenlaub, Feuerlilie, Johanniskraut, Gänseblümchen, Sauerampfer, Silberdistel, Quendel, Löwenzahn, Bocksbart, Wucherblume, Vergissmeinnicht, Thymian, Haselzweige, Beifuss, Rotklee und noch viele andere Kräuter, die aber auch von der jeweiligen Region abhängen) binden und in der Stube am Balken aufhängen. Ist jemand in der Familie krank geworden, so muss man ihm aus den Kräutern dieses Straußes einen Trank brauen. Gibt man ihn ein, so wird er gesund.
Das Johanniskraut oder Hartheu, welches man in der Sommersonnenwende gesammelt hat, schützt vor dem Einfluss der Hexen und bösen Geister.
Johanniskraut in einem kleinen Beutel bei sich getragen, schützt vor Verhexung und Beschreiung. Im Haus aufgehängt, hält es böse Menschen und üble Nachrede fern. Man kann es dafür auch in ein Gefäss hineintun und ans Fenster stellen. Es wird dann alles Böse von dem Haus fernhalten. In der Nacht der Sommersonnenwende wird es getrocknet verbrannt, um alles Schlechte zu verbrennen, also zu verscheuchen.
Volkstümliche Namen
Sonnenwendkraut, Tüpfelhartheu, Blutkraut, Hexenkraut, Johannisblut, Teufelsflucht
Räucherwerk
Ein Johanniskraut-Räucherwerk hilft uns Spannungen, die bei einem Streit sich aufs höchste Potenzial aufladen, abzubauen. Man sollte nach einem Streit in einem Raum, auch diesen mit Johanniskraut ausräuchern. Seine Themen beim Räuchern sind beschützend, stärkend, aufheiternd, entfluchend und austreibend. Seine Sammelzeit, für magische Zwecke und für Räucherungen, ist bei der Sommersonnenwende herum.
Den Kranz, welchen man an der Sommersonnenwende aus Johanniskräutern gewunden hat, muß man im nächsten Jahr in der Sommersonnenwende verbrennen und damit räuchern. So bleibt man selber vor Unheil bewahrt.
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