Pflanzenmagie: Die Mistel

Die Mistel im Pflanzenzauber
Weissbeerige Mistel | ©Hans

 

Die Mistel wird heutzutage fast gar nicht mehr verwendet. Diese Pflanze ist eigentlich „raus“ aus den Köpfen der Menschen. Oftmals wird sie noch als Räucherpflanze genommen oder wir bewundern sie hoch oben in den Bäumen. Trotzdem weiss jeder, dass es sich um eine sehr alte Zauberpflanze handelt, über die viel erzählt und geschrieben wurde. Bei den alten Kelten wurde speziell die Mistel, die auf einer Eiche wächst, im Winter geschnitten. Aber weit bis ins 19. Jahrhundert gab es noch gelebten Volksglauben, um die Mistel.

Die Mistel (Viscum album) ist ein Halbschmarotzer, die dem Baum Wasser entzieht. Sie kann an die 70 Jahre alt werden und breitet sich gerne auf Apfelbäumen und Pappeln aus, aber auch auf Eichen, Weissdorn, Linden und Weiden. Neben der Weissbeerigen Mistel, wächst noch die Eichenmistel (Loranthus europaeus) hier bei uns. Mit der keltischen heiligen Mistel die auf Eichen wächst, hat sie aber wenig zutun. Mit ihren Beeren hat man den sogenannten Vogelleim hergestellt. Er diente für den Vogelfang, der ja mittlerweile verboten ist. Dazu nahm man die Beeren und zerdrückte sie und schmierte diesen Brei auf Ästen. Die Vögel, die dort landeten, blieben an den Ästen kleben. Aber kommen wir nun dazu, wie unsere Vorfahren dieses schöne Gewächs gesehen haben.

 

Mistelbeeren als Vogelleim
Mistelbeeren | ©Susanne Jutzeler

 

Mistel im Brauchtum

Man kann es an den volkstümlichen Namen erkennen, was sie für einen Stellenwert bei den Menschen hatte: Drudenbusch, Hexennest, Hexenkraut, Hexenbesen oder auch Donnerbesen. Wobei wir bei den Hexenbesen, die Mistel nicht mit einem Gebilde, das durch ein Bakterium an Bäumen entsteht, verwechseln sollten. Die Mistel, auch Donnerbesen, Kreuzholz oder Trudenfuss genannt. In Tirol schützte der „Hexenbesen“, besonders wenn er auf einer Eiche gewachsen ist. Zur Weihnachtszeit bindete man in Schwaben, die Mistel um die Obstbäume. Sie war bei den alten Völker ein Sinnbild für die Fruchtbarkeit; daher auch der Brauch, das man sich unter einer Mistel küssen soll. In Holstein war es die Gespenterrute, die man als Amulett bei sich trug. Die Bayern haben in ihre Palmbüschel, Misteln mit hineingebunden, die dann zum Schutz vor den Hexen geweiht wurden. In Frankreich und England wurden Teile der Mistel, um den Hals gebunden, um vor Zauberei geschützt zusein.

Alte katholische Rosenkränze bestehen manchmal aus Mistelholz und auch wurden die Beeren in reinem Silber gefasst und als Ring getragen, um alles Böse abzuwehren. In anderen Fällen sollte ein „silbernes Äpfelchen“, um den Hals getragen werden, um vor der Pest oder in Gold gefasste „Eichenmistel“ im Ring oder um den Hals gebunden vor Epilepsie, aber auch vor Zauber jeglicher Art schützen. Dieser Volksglaube stammt aus dem 16. Jahrhundert. Diese Pflanze diente auch gegen jegliche Kinderverhexung, wie das Fraisen. Das sind „angehexte“ Krämpfe bei Säuglingen oder Kleinkindern.

In Lechrain (Bayern), keltisch geprägt, strich man beim ersten Austrieb der Kühe diesen mit einem Haselstecken über den Rücken, um mehr Milch zu erhalten. An diesem Haselstecken waren Stechpalme, Wacholder, Weide und der Sadebaum gebunden. Man glaubte, dass die Hexen zwischen dem Holz und der Rinde schliefen, daher musste der Haselstecken geschält werden. Auch wurde geglaubt, dass die Mistel die gleichen magischen Kräfte, wie die berüchtigte Alraunenwurzel besitzt, wie gegen bösartiger Hexerei oder um Reichtum anzuziehen, wie es auch die Alraune im Volksglauben macht. Im alten Westpfalen nannte man die Mistel Donnerkraut, das vor Blitzeinschlag schützt.

Menschen trugen auch kleine Mistelstücke bei sich, um vor Rheuma bewahrt zu bleiben. Aber auch, hängend um den Hals, gegen die Fallende Sucht, die wir heute Epilepsie nennen. Eine Krankheit, die als Ergebnis spezifischer Behexung galt. Wenn man die Fallende Sucht schon hatte, sollte die Mistel berührt werden, um die Beschwerden zu lindern oder gar zu vertreiben. Wenn Menschen unter Schwindel litten, sollten sie die Mistel zu sich nehmen. Der Volksglaube dahinter war, weil die Mistel in schwindeliger Höhe auf schwankenden Ästen wächst. Doch galt die Mistel in mehreren deutschen Gegenden auch als ein unheilvolles, zu schadenbringendem Zauber dienendes Gewächs und hiess in Tirol der Trudenfuss.

In Skandinavien wurde die Mistel als Wünschelrute gebraucht. Am Dreikönigstage brachen in manchen Gegenden die Kinder Mistelzweige und gingen mit ihnen zu ihren Taufpaten, die sie mit den Zweigen schlugen, um dafür kleine Geschenke zu bekommen.

 

Pappel voller Misteln
Pappeln voller Misteln | ©Hans

Die Mistel bei den alten Völkern

Ein Mistelzweig öffnete die Pforten der Unterwelt und schützte vor Zauberei und Krankheit. Bei den germanischen Völkern durfte sie in keinem Zaubertrank fehlen. Nach der nordischen Göttersage soll sie dem Frühlingsgott Baldur den Tod gebracht haben. Das die Mistel den alten Kelten heilig war, ist ja weltweit bekannt, aber auch die, die auf Haselnusssträuchern wuchs, haben sie verehrt. Meistens wurde sie in der Sommersonnenwende geschnitten. Im alten germanischen Sonnenkult wurden viele Pflanzen verehrt, wie zum Beispiel die Golddistel für die Göttin Freya oder eben auch die Mistel, Baldrian, Kamille oder das Johanniskraut für den Gott Balder. Im alten Glauben der Germanen, sei die Mistel vom Himmel gefallen und sahen sie daher als heilig an. Die immergrüne Mistel galt als Sinnbild des Naturlebens, welches jeden Wintertod überdauerte. Wenn in der Wintersonnenwende, auf kahlen Sträuchern und Bäumen die Mistel wie im Frühling grünt, verehrte man sie als Zeichen des wiederkehrenden Frühlings. Im heidnischen Gallien, schnitt sie der Oberdruide dann mit goldener Sichel feierlich vom Baum. Unter dem Haselstrauch, auf dem die Mistel wächst, wohnt nach altem Volksglauben der Haselwurm, mit dem man gleichfalls grosse Schätze erwerben konnte, der aber nur in den heiligen Stunden erblickt und gefangen werden kann, wenn man die Mistel vom Haselnussstrauch herunterschiesst. Eventuell ist mit dem Haselwurm, sinnbildlich die Blindschleiche gemeint, aber genau weiss ich es nicht.

„Wenn ein Haselstrauch eine Mistel trägt, so wohnt ein schätzebringender Alraun darin, und es kommt nur darauf an, darin das Goldbürschchen (Alraunenwurzel) zu finden. Wenn der Haselstrauch eine Mistel tragen kann, so ist er über 35 Jahre alt, und es hält sich unter seinen Wurzeln, die weisse Schlange, der Haselwurm (Schlangenkönig) auf. Der Haselstrauch muss dann vorsichtig ausgegraben werden, und so bald der Haselwurm frei gelegt ist, wird Beifuss (Artemisia vulgaris) auf ihn gestreut, worauf man ihn ohne Gefahr fangen kann. Der Haselwurmbesitzer kennt alle Kräuter und ihre Eigenschaften. Geister können ihm keinen Schaden antun. Er kann sich unsichtbar machen; für ihn gibt es keine verschlossenen Türen, er ist nicht zu verwunden oder zu fangen.“

Die im Glauben, der alten Völker, so hochgepriesene Mistel auf Eichen, die vom Himmel gefallen, welche nur Priester oder Druiden, und diese nur mit einer goldener Sichel abschneiden durften, wurde im christlichen Glauben zum heiligen Kreuzholz (lignum sancti crucis). Die Mistel, besonders die auf Haselsträuchern wachsende wurde viel gesucht. Denn aus ihr wurden Stäbchen gefertigt, die zur Festhaltung der Diebe dienten. In England steckte man im 19. Jahrhundert noch Mistelzweige über die Toreinfahrten der Häuser und schmückte zur Weihnachtszeit die Häuser. Ob es heute noch so ist, hängt wohl vom jeweiligen Glauben ab.

Unsere Vorfahren nannten die Mistel Drudenbusch und bei den keltischen Völkern war die Mistel neben dem „Schlangenei“ sehr heilig. Die Mistel wurde bei Vollmond geschnitten und es durfte nur eine goldene Sichel sein, die die Mistel berührt und abschneidet. Denn sie half den damaligen Menschen vor Dämonen und Hysterie. Sie war das Panacee, das Allheilmittel, der keltischen Völker.

 

Die Mistel im Volksglauben
Mistel über eine Tür | © Manfred Antranias

Die mystische Mistelernte der Druiden

Da die Mistel eine seltene Pflanze war, wurde sie mit vielen Zeremonien gesammelt. Das Sammeln fand immer am sechsten Tage eines Mondes statt, welcher den Anfang der Monate und Jahre und die Zeitperiode von 30 Jahren bestimmte, welches sie ein Zeitalter nannten, denn zu dieser Zeit hatte der Mond genügend Einfluss und ist ungefähr halbvoll. Ich habe bis heute nicht verstanden, was damit gemeint ist. In ihrer eigenen Sprache nannten sie diese Pflanze „All-Heil“. Nachdem sie ein Opferfest unter der Eiche vollendet hatten, holten sie zwei weisse Stiere, deren Hörner gebunden wurden. Der Oberdruide ersteigt dann die Eiche und schneidet mit einer goldenen Sichel die Mistel ab, welche in ein weisses Tuch gelegt wurde. Dann wurden die Opfertiere geschlachtet und der Gottheit Gebete dargebracht, damit sie mit ihrer Gabe eine begünstigte Wirkung geben für diejenigen, welche sie empfangen sollten. Man glaubte, dass jedes Tier, das einen Aufguss davon trinkt, fruchtbar wird und es ein Heilmittel gegen allerlei Gifte sei. Die Druiden schrieben der Mistel geheime Eigenschaften zu, wenn sie auf einer Eiche wuchsen. Am Jahresende fand ein feierlicher Umzug der drei druidischen Brüderschaften statt, bei der einer zum anderen das Wort weiter gab: „Das neue Jahr ist nahe, pflücke die Mistel. In England wird heute noch der Brauch gepflegt, die Häuser mit Misteln in der Weihnachtszeit zu schmücken. Es ist ein sehr alter heidnischer Brauch.

Die vier druidischen Abzeichen waren: Der Klee bei der Frühlingssonnenwende (Frühlings-Tagundnachtgleiche), die Eiche bei der Sommersonnenwende, Kornähren bei der Herbstsonnenwende (Herbst-Tagundnachtgleiche) und der Mistelzweig bei der Wintersonnenwende.

 

Eine Mistelbeere
Mistelbeere | ©Hans

Misteln im Garten

Das ist gar nicht so schwer, denn alles was ihr dazu braucht sind die klebrigen Mistelbeeren, die sich reichlich jetzt in der Natur finden lassen. Die Mistel ist eine sehr alte Heil- und Zauberpflanze und sollte in keinem Garten fehlen. Alles war ihr dafür benötigt, sind die weissen Mistelbeeren. Ich rate euch bei der Ernte Handschuhe anzuziehen, weil die Beeren sehr klebrig und schleimig sind. Diese Beeren schmiert ihr in die Astgabel des Baumes und das war es auch schon. Nun müsst ihr euch in Geduld üben, weil die Mistel sehr langsam wächst und es Jahre dauern kann, bis so eine schöne Mistelkugel an einem Ast entsteht. Ihre Samen werden versuchen gewisse Haftscheiben auf den Ast zubringen und dann erst wird sie mit ihren Senkwurzeln in das Holz eindringen. Man kann es gut beobachten, weil sie eine kleine Beule unter der Rinde entwickelt. Das Ganze wird an die 2 bis 3 Jahre dauern. Erst dann wird sie aus der Rinde brechen und wir werden die ersten Stängel und Blätter sehen.

Natürlich solltet ihr euch bewusst sein, das ein Mistelbewuchs auf einem Baum ihn auch schwächt, weil die Mistel ein Halbschmarotzer ist. Sie holen sich ihre Nährstoffe (Wasser und Nährsalze) durch ihre Senkwurzeln, die sie in die Äste der Bäume treiben. Deshalb ist es auch wichtig, das ihr darauf aufpasst, das sie sich nicht vermehrt. Auf einem Obstbaum würde sie den Baum so schwächen, dass die Ernte sehr beeinträchtigt wird. Deshalb lieber auf Laubbäumen kultivieren und auf keinen Obstbäumen. Ich will es dieses Jahr auf einer Eiche versuchen, die bei mir im Garten steht, weil sie sich einen Platz gesucht hat, der leider nicht so geeignet ist und ich dadurch ihr Wachstum ein wenig hemmen will. Misteln lieben Eichen, Obstbäume (vorsichtig sein), Linden, Pappeln und Hainbuchen. Bei der Mistelbeeren-Ernte werdet ihr bei Nadelbäumen nicht fündig, weil nur die Laubholzmistel die klebrigen Beeren hervorbringt.


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