Pflanzenmagie: Der Bittersüsse Nachtschatten

Nachtschatten
Bittersüsser Nachtschatten | ©CG

 

Der Bittersüsse Nachtschatten hat keinen guten Ruf und wird als lästiges Unkraut angesehen. Schon 1809 gab es ein Gesetz, das man den Nachtschatten, der an Gartenzäunen wuchs, zu entfernen hat. Dabei ist es eine wirklich sehr hübsche Rankpflanze, die mit ihren Blüten bezaubern kann. Man sollte ihn nicht entfernen, zumal der Bittersüsse Nachtschatten eine Kletterpflanze ist und wir mit ihm unsere kahlen Zäune oder an Gegenständen im Garten umranken lassen können.

Wir brauchen keine fremdländischen Kletterpflanzen uns in den Garten holen, weil wir hier sehr viele heimische Wildpflanzen haben, die gerne unsere Zäune umranken, wie auch die Zaunwinde. Die Zaunwinde entfernt so mancher und setzt sich dafür die Prunkwinde. Dem Bittersüssen Nachtschatten, sein Botanischer Name lautet Solanum dulcamara. In der Natur finden wir ihn an Waldrändern und im Gebüsch, das er zum Ranken braucht.

Manchmal wächst er auch an Bachufern. Auf der Roten Liste steht er nicht. Seine Ranken können eine Länge von bis zu 10 Metern erreichen. Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Dann erscheinen schöne lila Blüten, sie fallen sehr auf und daher war diese Pflanze auch unseren Vorfahren, als besonders zauberwidrig angesehen. Der Nachtschatten gehört zu den Giftpflanzen.

 

Bittersüsser Nachtschaden. Blüten und Beeren
Bittersüsser Nachtschaden. Blüten und Beeren | ©CG

 

Der Nachtschaden

Sein früherer Name heisst tatsächlich Nachtschaden. Ein sehr ungewöhnlicher Name, der auf Albträume und angezauberter Krankheit hindeutet. Morbus maleficialis wurde der Nachtschaden bei den damaligen „Gelehrten“ genannt. Unsere Vorfahren nahmen diese Wildpflanze, um schlechte Träume und nächtliche Unruhe bei Kindern zu entfernen. Sie glaubten, dass ein Nachtdämon, ein sogenannter Alp, dahintersteckt. Gegen diesen Alp wurden damals Holzamulette gebastelt und über die Betten gehangen. Dieser Alp, quälte die Schlafenden, in dem er sich auf die Brust setzte, und man keine Luft mehr bekam oder geht in die Wiegen der kleinen Kinder, um Krämpfe und nächtliches Weinen zu bewirken. Zum Schutz des betroffenen Kindes wurden, im 17. Jahrhundert, Bittersüss-Ranken mit in die Wiege gelegt. Die Erwachsenen bekamen eine Art Wasser mit Bittersüssen Nachtschatten zu trinken. Im damaligen Flandern hat so mancher Bauer im Frühjahr ein Nachtschatten-Tee getrunken, zur Vorbeugung gegen den Nachtschaden. Durch die berauschende Wirkung des Bittersüssen Nachtschattens sollte der entstandene Nachtschaden, also die Albträume, verscheucht werden. Aber woher kommt dieser heidnische Brauch? Er ist sehr alt und kommt schon bei den Altgermanen vor.

Der germanische Gott Wotan/Odin, dessen eines Auge die Sonne am Himmel darstellte, war der Sonnen-, Wind- und Fruchtbarkeitsgott, der auch die elbischen Dämonen beherrschte und so die Krankheiten abwehrte. Er war als Zaubervater im Besitze des Krautzaubers, der mächtigsten Bannsprüche. Mit seinem einen Auge, der Sonne, dem leuchtenden Himmelsgestirn, vertrieb er bei Tagesanbruch die lichtscheuen Elben, die Krankheitsdämonen und nächtlichen Fiebergeister, die den Nachtschaden (Alpdruck) bringen.

Eine Hauptaufgabe der germanischen Medizinmänner war es, gegen diese dämonischen Lebewesen vorzugehen, d. h. gegen diejenigen Krankheiten, welche man heute vorzugsweise als „infektiös“ und „psychisch“ bezeichnen würde. Dazu bedurfte er übernatürlicher Zauberkraft. Er musste nach den damaligen Gedankengängen, die elbischen Geister aus dem Körper des Kranken herauslocken und irgendwo anders hin vertreiben, in den wilden Wald, woher sie gekommen sind, oder in den Baum verpflocken. Wie der Opferpriester oder auch Gode genannt, durch das blutige Opfer und durch die Versöhnung der Gottheit die Seuchendämonen von Land, Bewohner und Haus fern hielt, so musste der germanische Zauberer von dem einzelnen Individuum die einzelnen unguten Elbengestaltenn oder Dämonen abwehren.

 

Das Nachtweinen, die nächtliche Unruhe der Kinder

Gegen das Nachtweinen legte man den betäubenden Nachtschatten und getrockneten Wilden Hopfen in die Wiege Danach wurde das Kind mit Zaunmoos beräuchert. Auch trug man einen kranken kleinen Jungen in den Ochsenstall, trieb die Ochsen vom Lager und legte den Knaben auf die noch warme Liegestätte; bei Mädchen spielte sich der Vorgang in einem Kuhstall ab. Beide wurden mit Moos, was auf dem jeweiligen Dach wuchs, beräuchert. Das Moos vom Dach des Ochsenstalls dient zum Räuchern nachtweinender Jungen und das Moos vom Dach eines Kuhstalls bei Mädchen. Es wurden auch Schlafäpfel mit in die Bettchen gelegt, ein buschiger Auswuchs an Hagebuttensträuchern.

Sammelsurium

Nachtschattenzweige im Haus und ans Fenster aufgehangen; bringt Schutz. In manchen Gegenden wurde der Bittersüsse Nachtschatten mit in den Kräuterbüschel gebunden. Die Beeren wurden in Schlüssellöchern gesteckt, damit der Alp oder die Trude nicht dort hindurchkam. Diesen Volksglauben hat noch meine Grossmutter erzählt. Sie war Jahrgang 1910.

Seine Wurzeln dienten als Pflanzenamulett, gegen die Epilepsie. Das Kraut um den Hals gehängt, soll Schwindelgefühle lindern. Der Bittersüsse Nachtschatten, war auch Bestandteil der berüchtigten Hexensalben.

Dem Vieh hängte man die Pflanze in die Ställe, um es vor Krankheit zu schützen. War die Milch verhext, so dass sie sich nicht buttern liess, musste man sie über die Stängel der Alpranke giessen. Die Wenden gaben diese Pflanze den Kühen, damit diese mehr Milch gaben.

 

Beeren des Bittersüssen Nachtschattens
Beeren des Bittersüssen Nachtschattens | ©CG

Nachtschatten-Räucherung

Mit dem Bittersüssen Nachtschatten räuchert man, um Albträume und Hilflosigkeit entgegen zutreten. Der Opferrauch vermittelt uns, wie wir uns dagegen wehren. Das Holz und die Blüten werden zur Sommersonnenwende gesammelt. Räucherwerke mit dem Nachtschatten sollten stets nur von Räucherkundigen im Freien verräuchert werden. Für Anfänger ist diese Räucherpflanze absolut nicht geeignet! Es handelt sich um eine Giftpflanze, die auch als solche behandelt werden will.

Wie ihr seht eine sehr alte Zauberpflanze, mit einem zauberhaften Namen. Bei mir wachsen zwei Bittersüsse Nachtschatten im Garten. Einer an einem Kirschbaum und einer am Komposthaufen. Sie sind ganz von alleine gekommen. Ich muss sie nicht pflegen und giessen, sie gedeihen jedes Jahr und schenken mir wunderschöne lila Blüten, an denen ordentlich was los ist, was die Insekten betrifft. Das diese Kletterpflanze wuchert kann ich nicht bestätigen. Wenn sie im Schatten wächst, wie bei mir am Kirschbaum, bleiben sie klein und zart.

Giftpflanzen-Info

Der Bittersüsse Nachtschatten ist hochgiftig. Bei Einnahme lähmt er das zentrale Nervensystem. Er senkt die Herztätigkeit, Atmung und Körpertemperatur ab. Dann verursacht er Delirium, Schwindelgefühle, Krämpfe und dann schaltet sich der Tod ein.


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