In diesem Artikel möchte ich euch den Ursprung, Bräuche und auch Rezepte, wie zum Beispiel das Seelenbrot und auch Räucherwerke zu Samhain vorstellen. Es wird vom 31. Oktober bis zum 1.November gefeiert. Samhain hat wirklich nichts mit der Romantik und diesem ganzen Hokuspokus zutun, was uns seit Kindesbeinen erzählt wird. In damaliger Zeit war es der Jahresanfang und es wurden Volksversammlungen veranstaltet. In der heutigen Zeit zelebrieren wie ein privates Fest mit Themen wie Loslassen und Neubeginn. Desweiteren spielten und spielen heute noch gewisse Pflanzen, in dieser Zeit, eine grosse Rolle. Diese Pflanzen werde ich am Ende des Artikels mit aufschreiben.
Der wahre Hintergrund von Samhain
Der eigentlich Sinn von Samhain war eher ein politischer Charakter. Es gab grosse Volksversammlungen mit Erntefesten, wobei viel gegessen und getrunken wurde. Von einer Andacht der Toten war dort keine Rede. Auf diesen Versammlungen wurden Gesetze gemacht. Man könnte es ein bisschen vergleichen, wie mit einem Thingplatz der Germanen. Zu den Germanen möchte ich noch hinzufügen, dass sie acht Jahreskreisfeste hatten. Die Kelten hatten dagegen nur vier wichtige Feste.
Nun aber zurück zu Samhain. Bei diesen Versammlungen berieten sich unsere Vorfahren darüber, ob es genügend Vorräte für den Winter vorhanden waren und welches Tier geschlachtet werden muss, weil es zu schwach war, um den Winter zu überstehen. Ehen wurden geschlossen und vorbereitet, sowie Gerichtsverhandlungen abgeschlossen. Den heutigen Glauben an Samhain, haben wir einem gewissen James Frazer zu verdanken, der Samhain, als das Fest der Toten rückwärts rekonstruierte.
Für die keltischen Völker war es der Jahresanfang
Samhain bedeutete für die Kelten ein neues Jahr. Es begann genau während dieser Volksversammlung bei Sonnenuntergang. Es ist also das erste Fest im keltischen Kalender. Für die Kelten und Germanen war es ein Mondfest. 1897 wurde in Frankreich ein keltischer Kalender aus Bronze ausgegraben. Dort war der Oktober und der November mit dem Namen Samonios versehen. Der heidnische Winteranfang war irgendwann zwischen dem 31.10 bis 11.01, wie auch der Jahresanfang. Nun wird es kälter und die Natur stellt ihr Wachstum ein, und alles zieht sich in den Winterschlaf zurück. Wobei wir hier wieder beachten sollten, dass die alten Völker sich bestimmt nicht exakt am 31.10 versammelt haben, sondern sie warteten darauf, dass die Blätter von den Bäumen fielen und wann der jeweilige Vollmond war.
Ein neuer Zyklus beginnt und das grosse Sterben wird in der Natur vollzogen. Es kann nur durch Loslassen was Neues entstehen. Nach Samhain wurde es ruhiger und die Menschen begannen Holz zu sammeln, die Häuser zu reinigen und zu reparieren. Das schwache Vieh wurde geschlachtet und eingesalzen und die Menschen konzentrierten sich auf die wesentlichen Arbeiten, die während des Sommers und der Ernte liegenblieben.
Die mythologische Bedeutung von Samhain
Samhain fällt zwischen dem 31. Oktober und dem 11. November, je nach Tradition. Wenn wir nach dem elften Vollmond gehen, war Samhain im Jahr 2019 erst am 12.11.2019. 2020 steht der elfte Vollmond direkt am 31.10.2020. Samhain 2021 würde also erst am 19.11.2021 sein und 2023 am 28.Oktober. Moderne Berechnungen gehen nach dem Neumond, was ich selber nicht glaube, weil der Vollmond den Völkern von damals „heilig“ war.
An Samhain sind die Tore zur Anderswelt weit offen und wir gedenken an die Verstorbenen, die uns mal sehr nahe waren. In der Nacht zum 1. November ist es darum leicht, mit den Geistern der Verstorbenen in Kontakt zu treten. Diese Nacht eignet sich wunderbar für Weissagungen. Orakelt wurde mit der Schafgarbe, Hanf, und dem Bilsenkraut. Nach dem Glauben früherer Völker beschützen unsere Ahnen ihre Familien und so gedachte man ihnen in dieser Zeit. Ein Verstorbener musste über ein Jahr tot sein, um das an ihm mit Gaben gedacht wurde, denn nach ihrem Glauben benötigt man ein Jahr um sich von seinen physischen Körper zu lösen. Wenn die Lebenden in diesem Jahr nicht loslassen oder übermässige Trauer tragen, werden die Verstorbenen viel zu lange in dieser Welt festgehalten und haben keine Möglichkeit in Ruhe zugehen.
Dieses Fest ist auch der Totengöttin Holle gewidmet. Eine Erdgöttin des Totenreiches. Sie wacht über die Verstorbenen und heisst sie willkommen. Lug der keltische Gott, begibt sich jetzt in die Erde zurück und ihm folgt die Göttin Morrigan. Sie steht im Glauben der Kelten für die Behütung der Seelen und Samen von Mensch, Tier und Pflanze.
Allerseelen/Allerheiligen
Kommen wir nun zu dem christlichen Fest in dieser Zeit. Im Vorfeld möchte ich dazu schreiben, dass es auch bei den Slawen so ein Fest gab, und zwar das Mokosh-Fest, bei den Wikingern das Disablot, bei den Angelsachsen Bloth-Monath. Also wer hat von wem geklaut? Die Christen haben vielleicht viel kopiert und viel kaputt gemacht, aber nach meiner Recherche haben andere Religionen es genauso gemacht.
Allerheiligen fällt auf den 1. November
Allerseelen fällt auf den 2. November
Am Anfang waren sich die Christen über Allerheiligen/Allerseelen nicht einig. In Südeuropa feierte man am 13. Mai, in England und Deutschland am 1. November und viele andere Kirchen feierten am 20. April. Erst viel später einigte sich die Kirche durch Papst Gregor auf den 1. November. Vielleicht beeinflusste Samhain und die Nähe der Anderswelt die Festtage des Datums, man weiss es nicht. Darum wird auch vermutet, dass das heutige Samhain auf diese christliche Ahnenverehrung übertragen wurde.
Der eigentlich Sinn in Allerseelen liegt daran, dass alle Seelen der Toten bis zum jüngsten Gericht im Fegefeuer verharren und, um dort schneller herauszukommen, Hilfe erhalten von den Lebenden, durch ihre Gebete. Sie steigen nach altem Glauben aus dem Fegefeuer zur Erde hinauf und ruhen sich für kurze Zeit von ihren Qualen aus. In der Zeit wurden auch Seelenbrote gebacken und ihnen auf die Gräber gelegt.
Alte christliche Rituale zu Allerseelen
Kinder errichteten abends neben der Haustür auf der Strasse kleine Altäre mit Kreuzen und Madonnenbildern. Dazwischen brannten Kerzen. Die Vorübergehenden wurden um kleine Geldstücke angebettelt, für Kuchen, für die Seelchen im Fegefeuer. Am nächsten Tag war es Tradition kleine, mit einem Kreuz verzierte Brötchen zu backen, die sogenannten Seelenbrötchen. Sie wurden heiss gegessen und für jedes Brötchen musste ein Gebet aufgesagt werden. Der Glaube besagte in den Gebeten, dass man soviele Seelen erlöst, wie man Brötchen verspeisen kann. Es werden auch in manchen Landesteilen Hefebrote gebacken, die auch Seelenzöpfe, oder Seelenwecken genannt wurden. Sie wurden in dieser Zeit zu kleinen Figürchen gebacken und man schenkte sie seinem Patenkind. Mädchen bekamen ein Huhn und die Jungen einen Hasen. Beide Tiere standen für Fruchtbarkeit und Vermehrung.
Am Abend nach dem Abendbrot wurden die Tische nicht leergeräumt, sondern alles Essen was übrig war, drauf stehen gelassen, dass die armen Seelen was zum Essen in der Nacht haben. Denn nach dem christlichen Glauben, dürfen diese Seelen nur einmal im Jahr aus dem Fegefeuer kommen, um sich von ihren Qualen auszuruhen. Es dürfen deswegen keine Türen und Fenster zugeschlagen werden, denn es könnte ja sein, dass man eine Seele damit verletzt. Es wurde auch eine mit Butterschmalz getränkte Pfanne über das Feuer gehängt, damit die armen Seelen ihre Brandwunden einschmieren konnten. Auch das Feuer in dem Herd blieb an, damit sich die armen Seelen daran erwärmen konnten. Sie erleiden sonst immer die kalte Pein.
Es war auch Sitte, dass die heiratsfähigen Mädchen auf einen Kreuzweg gingen. Dort fragten sie den ersten jungen Mann, der ihnen begegnete, nach seinem Taufnamen, gaben ihm einen Kuss und liefen eilig davon, denn sie wissen nun den Namen ihres zukünftigen Mannes. Man nannte diesen Brauch Losgehen.
Man ging auch in die Kirche, um für seine Verstorbenen zu beten. Danach wurde auf den Friedhof gegangen und die Gräber mit Kränzen, Blumen und Kerzen verziert. Man legte auch ein Strohkreuz auf das Grab und ging nach Mitternacht wieder zurück, um es anzuzünden.
Das heutige Samhain, oder besser gesagt Halloween
Das Fest Halloween wurde von den Iren nach Amerika gebracht. Ein Brauch davon war, dass die Kinder von Haus zu Haus zogen und um Dinge baten oder sogar was verkauften. Sie baten um Süsses oder Saures. Gaben die Menschen nichts, so mussten sie allerhand Scherze über sich ergehen lassen. Der Ursprung ist eigentlich, dass das die Erwachsenen gemacht haben, was später auf die Kinder überging.
Jack o´laterns sind die berühmten Kürbisgesichter, in die man Fratzen hineinschneidet. Zu damaliger Zeit wurden sie aus Futter- oder Zuckerrüben geschnitzt. Um so mehr natürliche Höcker so eine Rübe aufwies, umso schauriger war sie. Seit der Brauch in Amerika fest verankert wurde, wurden es die Kürbisse, in denen man lustige und Böse Gesichter schnitzte. Pro Kind durfte nur ein Rübengesicht erstellen, damit es vor den Geistern und Dämonen geschützt ist.
Reformationstag
Diesen Tag sollte man auch nicht vergessen. Denn auch das geschah am 31. Oktober. Der Mönch Martin Luther nagelte seine 95 Thesen an die Kirche in Wittenberg. Er verurteilte die Ablassbriefe und das man sich mit Geld von der Sünde „freikaufen“ kann. Heute wird vermutet, dass er sie nicht an die Kirchenwand genagelt hat, sondern sie an Bekannten und Adeligen verschickt hat und es dadurch seine Runde machte. Ziemlich mutig zur Zeit der Hexen- und Ketzerverfolgung. Für die evangelisch-lutherischen Christen unter uns, auch ein grosses Fest. Seine drei Hauptthesen waren diese:
Nicht durch das Tun guter Werke, sondern durch den Glauben allein findet der Mensch zu Gott.
Allein der Gnade Gottes – nicht menschlichem Bemühen und guten Werken – verdankt der Mensch seine Rechtfertigung.
Nicht die Tradition der Kirche, sondern die Heilige Schrift allein ist die Quelle des Glaubens.
Der grosse Wandel kam dann aber erst 4 Jahre später. Leider habe ich nicht viel über den Reformationstag gefunden, wie Bräuche, Volksglauben und Essgewohnheiten. Von einer aufmerksamen Leserin habe ich diese Info zum Reformationstag erhalten: „In einigen evangelischen Regionen Bayerns ist es am Reformationstag eine Tradition mit einem Umzug durch die Stadt/Dorf (mit dem Pfarrern, dem Posaunenchor, Kirchenchor, Kirchenvorstand und den Konfirmanden des Laufenden Jahres und Mitgliedern der Kirchengemeinde) auf diesen besonderen Tag aufmerksam zu machen und in einem anschließenden Festgottesdienst dem Reformationsfest zu gedenken. In manchen Gegenden wird auch das sogenannte Lutherbrot gebacken oder „Lutherbonbons“ an die Kinder, die Halloween sammeln gehen verteilt. Letzteres ist eine jüngere Tradition der evangelischen Kirchen, damit das Reformationsfest durch Halloween nicht in Vergessenheit gerät.“
Samhain Rezept Totenbrot – Allerseelenbrot
Zutaten
- 1 kg Mehl (Typ 405)
- 500 ml Milch
- 30 g Hefe
- 100 g Zucker
- 200 g Butter
- Prise Salz
Zubereitung
Mehl in die Schüssel sieben und die Hefe in die Mitte des Mehls hineinbröckeln, mit wenig lauwarmer Milch und 1 TL Zucker anrühren. Das ganze an einem warmen Ort ca. 10-15 Minuten gehen lassen.
Zucker und Milch dann hineintun. Wenn alles schön verrührt ist, kommt das Salz und die zerlassene Butter hinzu. Nun müsst ihr den Teig so lange schlagen, bis er Blasen bildet. Dann stellt ihr ihn zum Aufgehen an einen warmen Ort.
Schließlich wird der Teig ausgerollt und in 3 oder 4 Stränge geschnitten und dann werden diese Stränge zu einen Zopf geflochten. Totenbrote sind ca. 30 cm lang. Die Teigstränge sind nur an den Enden geflochten, in der Mitte laufen sie parallel
Im Backofen bei ca. 220° C für 30 Minuten backen.
Wildpflanzen spielten in dieser Zeit eine grosse Rolle
Für unsere Urahnen, war der Herbst und der Winter voller Zauber, Magie und grosser Ehrfurcht. Was wohl daran lag, dass die Tage nun kürzer werden und die Menschen von damals die Dunkelheit fürchteten, sowie es bekannt ist, dass in diesen Jahreszeiten die meisten Menschen starben. Die Eibe, der Efeu und auch die Tollkirsche spielten eine sehr grosse Rolle im Herbst. Ab dieser Zeit durften keine Kräuter mehr gesammelt werden, ausser den Beifuss und die Mistel.
Wenn ihr euch selber ein kleines Tischlein oder einen kleinen Altar einrichten möchtet, so könnt ihr es mit euren Räucherutensilien, Salz, Brot, Heu, Kürbisse, Pilzen, Nüsse, Äpfel, Blätter, Honig und Rüben dekorieren. Sowas ist immer schön anzusehen und sieht auch noch gut aus.
Räucherwerke zu Samhain
Zu dieser schönen und mystischen Jahreszeit könnt ihr mit folgenden Kräutern, Hölzern und Harzen räuchern:
Wacholder, Eibe, Holunderblüten, Beifuss, Fichtenharz, Engelwurz, Kiefernholz, Eisenkraut, Birke, Gundermann, Mistel, Weide und den Wermut. Auch der Fliegenpilz war ein grosser Vertreter in Herbstbräuchen. Der Apfel spielte auch eine grosse Rolle.
Das Thema bei diesen Räucherungen zu Samhain ist immer vom Sterben und Loslassen. Wir können dadurch unsere Probleme lösen und alte Anschauungen und Einflüsse aufgeben, um Neues nach und nach an uns heranzulassen.
Meine persönliche Räucherung besteht aus Rosmarin, Lebensbaum, Kiefernholz und getrocknete Orangenschalen. Diese Räuchermischung schmeichelt unserer Seele und weckt unsere Lebensgeister. Die seelische Müdigkeit verschwindet, was gerade in dieser Jahreszeit sehr wichtig ist. Eine andere Schutzräucherung von mir besteht aus Wacholderbeeren, Erdrauch und Beifuss.
Lebensbaum, Beifuss und Eichenmoos hilft uns die Sorge, um unsere Zukunft, zu nehmen.
Die Eibe und das Holunderholz (es hat einen sehr starken Pflanzengeist) gibt uns den Weg vor, mit unseren Ahnen in Kontakt zutreten.
Eine Räucherung mit den Neunerlei Hölzern ist eine sehr schützende und magische Räucherung. Ein kleines rituelles Feuer, das ihr Zuhause im Haus machen solltet, um Schutz im Haus vor Dämonen und übler Nachrede geschützt zusein. Wenn ihr einen Kamin habt, so zündet das Feuer euch dort an und gebt kleine Opfergaben wie Nüsse, Äpfel und Zapfen hinzu.
Kleine volkstümliche Rituale zu Samhain
Ein Hexenbesen vor die Tür gestellt, vertreibt alle bösen Geister.
Eine brennende Kerze oder ein Teelicht auf den Fensterbänken sorgt dafür, dass eure Ahnen den Weg nach Hause finden.
Es sollte immer Essen, wie Früchte, Tee oder Süssigkeiten auf dem Küchentisch stehen, damit sich eure Ahnen in der Nacht daran bedienen können.
Für uns bedeutet diese Zeit zu einer inneren Einkehr zukommen. Alles Alte loszulassen, um Neues zu erschaffen. Es fängt jetzt die ruhige Jahreszeit an und wir können alles überdenken und uns danach erneuern. Macht es euch gemütlich bei einer Tasse Kräutertee und vielleicht an einem gemütlichen Feuer. Ihr könnt jetzt auch noch draussen gemütlich am Lagerfeuer sitzen. Räuchert ein wenig und überdenkt eure Verhaltensmuster und eure Gewohnheiten, die euch vielleicht unglücklich machen. Es ist jetzt die beste Zeit dafür, Altes loszulassen und Neues zu erschaffen. Auch wenn unsere Urahnen und unserer Urgrosseltern diese Zeit völlig anders verbracht haben, sind wir in einer moderneren Zeit wie sie.
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