Pflanzen-Steckbrief: Der Schlehdorn

Schlehensirup als Stärkungsmittel
Schlehen | ©CG

 

Schlehenkerne wurden schon bei Ausgrabungen von Pfahlbauten gefunden und auch in der Antike und im Mittelalter hatten die Schlehenblüten in der Kräuterkunde einen grossen Stellenwert. Seine Botanischer Name lautet: Prunus spinosa. Spinosa deutet auf die Zweige hin und steht für dornig oder auch bedornt. Das Wort „Schlehe“ soll germanischer Herkunft sein und einfach nur „Blau“ heissen. Die alten Germanen umpflanzten mit Dornensträuchern ihre Höfe, um Schutz vor wilden Tieren und Geistern zu erhalten; dazu gehörte auch der Schlehdorn. Wobei eine Legende besagt, dass der Schwarzdorn was gegen, den Weissdorn hat. Alte Schriftsteller betiteln den Schlehdorn auch als einen echten germanischen Strauch. Aber auch die Kelten nahmen das Schlehdornholz für ihre Oghamstäbchen. Dazu hatte ich mal einen Artikel geschrieben. Keltische Og(h)am Stäbchen und ihre Bedeutung zum selber machen.

Oghamstäbchen

 

Schlehdorn im Naturgarten

Der Schlehdorn ist ein Strauch der ca. 3 Meter hoch wird. Meist ziert er Hecken und Knicks und sieht gut aus, wenn er zusammen mit dem Weissdorn, Brombeere und auch der Heckenrose gepflanzt wird. Bei uns in Norddeutschland nennt man sowas Knick. Er kann auch halbschattig gepflanzt werden. Eine sehr problemlose Pflanze, die auch in einem grossen Topf kultiviert werden kann, dann aber nicht so gross wird.

Seine Blühzeit ist von März bis Mai (je nach Region). Für die Vogelwelt ist der Schlehdorn eine wichtige Nahrungsquelle und auch mancher Vogel baut in diesem Strauch sein Nest oder sucht Schutz in ihm. Der Neuntöter (Vogelart) spiesst seine Nahrung auf die Dornen der Schlehe. Genauso die Blüten für die Insekten. Daher gehört die Schlehe in jeden Naturgarten. Schmetterlinge, Hummeln, Wildbienen und Schwebfliegen beziehen hier ihren Nektar. Die Schlehe beheimatet an die 70 verschiedene Schmetterlinge, die auf ihren Blättern ihre Eiablage tätigen. Auch in einem Fledermausgarten sollte er reichlich gepflanzt werden.

Bauernregel

„Je eher im April der Schlehdorn blüht, desto früher der Bauer zur Ernte zieht!“

„Wenn der Schlehdorn blüht am Hag, so wird es Frühling auf einen Schlag“

„Um Heu und Korn wird schlimmer es steh´n, Je später wir Blüten am Schlehdorn seh´n.“

„Wenn es viele Schlehen gibt, dann gibt es einen strengen Winter.“

 

Im Phänologischen Kalender ist er eine Zeigerpflanze für den Frühling und Spätherbst. Der Schlehdorn wird seit jeher als Zeigerpflanze auch für die Aussaat genommen. Diese Pflanze spielte im bäuerlichen Aberglauben eine grosse Rolle, sozusagen als Ernteorakel. Wobei man nicht bei zunehmenden Mond Schlehen pflücken sollte, weil sie dadurch, nach einem alten Glauben, an Heilkraft verlieren.

 

Sammeln, trocknen und verwenden

Blüten werden im Frühjahr gesammelt. Die Blüten müssen immer bei trockenen Wetter gesammelt werden. Die getrockneten Schlehenblüten nehmen eine leicht beige Farbe und sie sollten bei der Trocknung niemals gewendet werden. Wenn sie zu braun werden, dann werden sie aussortiert. Der liebliche Geruch verflüchtigt sich leider bei der Trocknung. Schlehenblüten werden in Holzschächtelchen aufbewahrt.

Die Früchte werden nach den ersten Nachtfrösten gesammelt, weil sie dann nicht mehr so herb und zusammenziehend schmecken. Die Methode die Schlehen in den Gefrierschrank zu stecken, um so ihren Eigengeschmack zu verringern, funktioniert meines Wissens nicht, weil die Stoffe in der Natur sich zurück in die Äste verziehen, was ja im Gefrierschrank nicht passiert. Schlehenfrüchte können auch getrocknet werden. Dafür wird meist der Dörrautomat oder der Backofen genommen oder wenn ihr einen Holzofen habt, könnt ihr sie dort trocknen.

Verwechslung mit anderen Pflanzen

Die blühende Schlehe wird oft mit dem Weissdorn verwechselt oder auch manchmal mit der Pflaume.

Verwendung…

…in der Küche

Die Schlehenfrüchte sind ein Ersatz für Oliven, die sogenannten Eifeloliven oder Schlehenoliven:

Dafür nehmt ihr 500g Schlehen und gebt sie in ein grosses verschliessbares Gefäss. Dann wird 500 ml Wasser mit 1/2 Bund Thymian, 1 x Lorbeerblatt, 10 Nelken und 100 g Meersalz in ein Topf gegeben und alles aufgekocht. Das Salz muss sich ganz auflösen. Danach übergiesst ihr mit diesem Sud die Schlehen. Gut verschliessen oder nur mit einem Leinentuch bedecken und für 2-3 Monate ziehen lassen.

Schlehdorn-Marmelade

Für diese leckere Marmelade benötigt ihr 500 g Schlehen, die gewaschen und halbiert werden. Sie werden mit 250 ml Wasser über Nacht stehen gelassen. Am nächsten Tag wird diese Mischung aufgekocht und dann durch ein Sieb gestrichen. Dann wird dieser Schlehenmus mit 500 ml Weisswein und 750 g Gelierzucker aufgekocht und in sterilisierte Gläser gefüllt. Diese Marmelade eignet sich auch gut in Joghurt gerührt.

Schlehen-Gin

Dafür benötigt ihr 250 g Schlehenfrüchte, die ihr ein wenig ansticht mit einem Holzspiess oder Gabel. Dann füllt ihr sie in eine Flasche, fügt 50 g Zucker und drei ungeschälte Mandeln hinzu. Dann wird alles mit Gin aufgegossen und gut verschlossen. Zum Anfang muss täglich geschüttelt werden, damit sich der Zucker auflöst. Es wird für 3 Monate stehen gelassen und dann abgefiltert und in andere Flaschen umgefüllt. Die vollgesogenen „Ginschlehen“ können anderweitig verwendet werden.

Schlehenlikör

1 kg Schlehen waschen, abtropfen lassen und zerdrücken. Zusammen mit 1 Liter Wodka, einer aufgeschlitzten Vanilleschote und 1 Zimtstange in ein Gefäss geben und verschliessen. Dieser Ansatz wird für 4-6 Wochen dunkel gelagert und danach der Ansatz herausgefiltert. Nun löst ihr 250 g Zucker in 1/4 Liter heissem Wasser auf und fügt den Schlehenansatz hinzu. Nun noch alles in Flaschen umfüllen. Dunkel und kühl lagern. Eine Köstlichkeit in kalten Winterabenden.

…im Haushalt

Getrocknete Schlehenblätter sind auch ein guter Tabakersatz. Sie durften damals in keiner Mischung fehlen. Aus der Schlehe kann auch Tinte hergestellt werden, die in früheren Zeiten viel genommen wurde. Das Rezept soll aus dem 12. Jahrhundert sein:

Im Frühling werden Schlehenzweige geschnitten, getrocknet, um dann anschliessend die Rinde abzumachen. Dann wird die Rinde in Wasser quellen gelassen. Wenn das Wasser eine rotbraune Farbe angenommen hat (ca. 3-5 Tage), wird die Flüssigkeit abgegossen und aufgefangen und aufgekocht. Dann wird die Rinde wieder dem heissem Wasser hinzugefügt. Ihr solltet diesen Vorgang so lange machen, bis die Rinde regelrecht ausgelaugt ist. Dann kann sie aus dem Wasser entfernt werden. Nun wird dieser Sud langsam eingekocht und mit Wein versetzt. Dann wird diese Masse in Pergamentsäckchen gegossen und in die Sonne gehängt. Dadurch erhält man eine sehr harte Masse, von der man nach Bedarf etwas abbricht und in sehr wenig Wein oder Wasser auflöst.

…in der Kräuterkunde

Um im Winter seine Abwehrkräfte zu stärken, können in der Winterzeit Schlehdornprodukte gegessen oder getrunken werden, in Form von Marmelade, Sirup in Tee, Mus oder als Saft.

Schlehenblüten-Tee
    • 1 Esslöffel Schlehenblüten
    • 250 ml Wasser

Das heisse, nicht mehr kochende Wasser über die Schlehenblüten giessen und ca. 5-7 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Während einer Frühjahrskur wurde früher dieser Tee sehr oft getrunken. Dafür trinkt man ihn 3-4 Wochen und kalt.

Schlehensirup

Dieser Sirup schmeckt sehr gut als Süssungsmittel in schwarzen Tee und gibt Abwehrkräfte im Winter. Dafür braucht ihr 500 g Schlehen, die ihr wascht und in einen Topf gebt und heisses Wasser hinzufügt, bis sie gerade so bedeckt sind. Diese Mischung wird für einen Tag stehen gelassen. Danach giesst ihr den Saft ab und kocht ihn auf und giesst ihn wieder über die Schlehen. Dann giesst man diese Flüssigkeit samt Schlehen durch ein Sieb und fangt den Saft auf, den ihr nun mit einer Brise Zimt und Nelkenpulver, sowie 180 g Zucker mischt und aufkocht. Es wird so lange gekocht, bis der Zucker sich aufgelöst hat und ein wenig eingedickt ist. Dann wird alles in kleinen Fläschchen umgefüllt.

Schlehenwasser

Schlehenwasser wurde früher gerade von der armen Bevölkerung viel getrunken. Es war sozusagen ein Lebenselixier. Dafür benötigt ihr Schlehen die ihr dreimal mit kochendem Wasser übergiesst und für einen Tag durchziehen lasst. Es kann auch als Gurgelwasser verwendet werden.

Schlehdornmilch

Diese Kräutermilch lindert Beschwerden bei Entzündungen. Dafür nehmt ihr je eine Handvoll Schlehen- und Kamillenblüten und einen halben Liter Milch. Zusammen kocht ihr es auf und tränkt ein Stück Leinen damit, um damit dann eure Entzündungen zu betupfen oder es darauf aufzulegen. Bei einer Auflage sollte es eine halbe Stunde auf der Entzündung liegen bleiben.

Schlehdornblüten-Wein

Dieser Kräuterwein ist in der Erfahrungsheilkunde der Klassiker. Er unterstützt den Körper nach langer Krankheit und beugt Müdigkeit, gerade die Frühjahrsmüdigkeit vor. Um in den Genuss zukommen, nehmt ihr soviele Schlehdornblüten, dass euer Gefäss zu 1/3 gefüllt ist. Dann mischt ihr 3 Esslöffel Honig und 700 ml Weisswein hinzu, verschliesst es und schüttelt es gut durch. Die Ziehzeit beträgt 2-3 Wochen. Danach wird alles abgefiltert und in andere Flaschen umgefüllt. Bei Verlangen kann ein Schnapsglas voll getrunken werden.

Bitte beachtet, dass diese Rezepte in der Kräuterkunde, den Gang zu einem Arzt oder Apotheke nicht ersetzen. Bitte auch meinen Hinweis vor einer möglichen Anwendung lesen!

 

Schlehen
Schlehenfrüchte |©CG

 

Schlehdorn im Brauchtum

Ein Schlehdornzweig wehrt Hexen ab, indem man ihn an die Haustür befestigt oder auch an der Stalltür, wenn bemerkt wird, dass was mit den Tieren dort nicht stimmt. Es sollte in der Walpurgisnacht vollzogen werden, denn dann soll die Schlehe die stärkste hexenabwehrende schützende Eigenschaft besitzen. Um sich selber vor Hexen und böswilligen Menschen zu schützen, werden kleinen Schlehenzweiglein in die Kleidung eingenäht. Kleine Schlehdornzweige schützen auch vor Holzsplitter und eventuellen Eiter. Früher war Hexenglauben weit verbreitet. Ein Hexenbann mit dem Schlehdorn möchte ich euch hier aufschreiben:

„Neun Jahre sollst du bleiben wo du bist und dann verfaule!

Neun Jahre sollst du dursten, neun Jahre sollst du hungern,

neun Jahre sollst du nicht schlafen, neun Jahre nicht die Liebe geniessen,

wenn du böses Weib in unsere Nähe kommst!“

Diese Worte werden auf Papier geschrieben und dieses Papier um einen dornigen Schlehenzweig gebunden, um ihn unter die Haustürschwelle der angeblichen Hexe zu vergraben. Aus Schlesien im Jahre 1631 ist schriftlich festgelegt, dass es damals zu dieser Zeit Gespenster und Hexen in Mengen sich dort herumtrieben und die dort lebenden Menschen verunsicherten. Daher beschloss man, so manche Leiche wieder auszugraben und ihnen einen Schlehdorn durchs Herz zu stossen.

Volkstümliche Namen

Schwarzdorn, Dornstrauch, Schlehdorn, Dornschlehe

Räucherwerk

Nach altem Glauben wird in den Rauchnächten vermehrt mit dornigen Schlehenzweigen und dem Holz geräuchert, um Schutz vor der Haustrude zu bekommen. Dafür nahm man die Räucherpfanne. Seine Sammelzeit in der Räucherkunde ist zum Schnitterfest. Seine Eigenschaften reichen von schützend, fluchbrechend hexenabwehrend bis heilend.


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