Die Sommersonnenwende

sommersonnenwende
Sommersonnenwende| ©CG

 

Die Sommersonnenwende (dieses Jahr am 21.06.2022 um 16:57 Uhr) oder auch am Johannistag (24. Juni) hatte schon immer was Magisches und Geheimnisvolles an sich und ist voller Rituale.  Es ist der längste Tag und die kürzeste Nacht im Jahr. Seit altersher ranken viele Geschichten und Traditionen um diese Geisternacht. Bräuche und Volksglauben und der Kult um die Johanniskräuter gab und gibt es reichlich und diese möchte ich heute in diesem Artikel vorstellen. Über die Sommersonnenwende gibt es sehr viel im Internet zu lesen und mir ist aufgefallen, dass es immer dasselbe ist.

Deshalb möchte ich euch in diesem Artikel die Sommersonnenwende einmal in einer volkstümlichen Art zeigen. Ich persönlich finde es sehr interessant, wie die Menschen von damals dieses Fest aufgenommen haben und wieviele Bräuche und Rituale dadurch entstanden sind, und sie glaubten fest daran. Vieles ist auch christlich, aber wer sich mit Bräuchen und Volksglauben beschäftigt, kommt an dem Christentum nicht vorbei. Denn viele Bräuche 0der auch die Rituale wurden von ihr, von unseren heidnischen Vorfahren, übernommen.

Sommersonnenwende und ihre Pflanzen

Wildpflanzen spielten in der Sommersonnenwende unserer Vorfahren eine grosse Rolle. Sie sahen in ihnen magische, klärende und reinigende Eigenschaften, aber auch, um Altes zu vertreiben und Neues entstehen zu lassen. Ich liste euch hier die neun wichtigsten Wildpfanzen für die Sommersonnenwende auf.

 

Feuer in der Sommersonnenwende
Ein Feuer in der Sommersonnenwende wurde als reinigend angesehen | ©CG

Rituale und Brauchtum aus alter Zeit

Diese magische Nacht der Sommersonnenwende war voller Rituale und Brauchtum für unsere Vorfahren. Sie waren sehr wichtig, aber auch die Tage vor und nach dieser Nacht, bestimmten ihr Leben.

Sommersonnenwende Rituale

  • In dieser Nacht wurden kleine Eichenzweige an Fenster und Türen gesteckt, um die Hexen abzuhalten.
  • Kränze aus Eichenlaub und eingeflochteten Blumen, die im Haus angefertigt und vor die Fenster gehangen wurden, durften über keine Türschwelle getragen werden. Damit blieb alles Böse draussen.
  • Ein kleines Sommersonnenwende Ritual war, dass man das Fingerkraut an diesem Tage ausgrub und ins Portemonaie steckte. So brachte es das ganze Jahr über Geld.
  • Die grosse Klette wurde über die Haustür oder über das Tor gehängt, damit man nicht behext wird.
  • In der Nacht vor der Sommersonnenwende muss man die Blätter des Knoblauchs zusammenbinden, da sonst der Knoblauch in der Erde verschwindet.
  • Am Tag der Sommersonnenwende wurden Fichtennadeln gesucht und gegessen. Damit erlangte man Unverwundbarkeit.
  • In der Nacht kommen alle Giftkräuter aus der Erde empor, deshalb vermied man den Aufenthalt im Gras.
  • Am 21.06 wurden Ahornzweige geschnitten und im Haus verteilt. So wurde verhindert, dass die Hexe Zutritt ins Haus hat.
  • Drei Klee- und Erdbeerblätter in ein weisses, viereckiges Täschen stecken und mit einem Kreuzstich vernähen. Es schützt vor Blitzeinschlag.
  • Brennessel vor Türen und Fenster schützt vor Verzauberung und Schadzauber.
  • Die Königskerze wurde übers Bett gehangen und bei wem sie zuerst vertrocknete, der starb zuerst.
  • Und natürlich das Johanniskraut. Es musste direkt zur Sommersonnenwende für die Rituale gesammelt werden, weil es dann den grössten Schutz und die grösste Heilwirkung enthielt.

Brauchtum

Die Menschen von damals glaubten daran, dass in der Nacht zur Sommersonnenwende, der Teufel alle Spitzen der Pflanzen abschneidet. Auch wenn ein Kranz in der Nacht geflochten und in der Mitte der Stube aufgehangen wird, dreht er sich das ganze Jahr über. Ich frage mich nur, wie können sie an sowas geglaubt haben, wenn sowas nie passiert ist?

Einen Tag vor der Sommersonnenwende mussten alle Brunnen gereinigt und geschlossen werden. Damit er nicht vergiftet oder verunreinigt wird. Um die vier Elemente in dieser Nacht zu beruhigen, wurde Mehlbrei ins Feuer geworfen, ins fliessende Wasser gegossen, in der Erde vergraben und in den Wind geschmissen. Teilweise wurde dieser Mehlbrei auch auf Pflanzenblätter gestrichen. Es wurde in manchen Regionen auch nur loses Mehl in den Wind geblasen. Man nannte es das Füttern der Elemente!

Das Sonnenwendfeuer wurde als reinigend empfunden. Das Holz für diese Feuer musste mit Liedern und Sprüchen zusammen gebettelt werden. Die Menschen tanzten singend um das Feuer und schütteten immer wieder Wasser dort hinein, damit genügend Regen das Jahr über, für ihre Felder fiel. Alte Besen wurden auch in dem Sonnenwendfeuer verbrannt. Vor Mitternacht wurden diese Feuer verlassen, weil man glaubte, dass die Hexen nun übers Feuer sprangen.

Das Vieh wurde an diesem Tag in den Stall gebracht, damit es nicht behext wurde. Wäsche die noch vor Sonnenuntergang draussen hing, durfte nicht getragen werden, weil sonst einem der Krebs befiel. Genauso durfte am Tag nicht barfuss gegangen werden. Wer am Morgen unter einem Stein rote Ameisen fand, der hat Glück das ganze Jahr über. In manchen Regionen wurde am Tag der Sommersonnenwende ein Engelmann gebastelt. Es war eine blumengeschmückte Strohpuppe mit Tonkopf, die verbrannt und von zwei jungen Burschen mit Degen zerschlagen wurde. Diesen Brauch nannte man „Engel köpfen“ und war bis ins Jahr 1808 beliebt. Es war ein Verbrennungsritual der Hexen und Teufel.

Neun Hölzer mussten ums Haus gesteckt werden, so war das Haus das ganze Jahr geschützt. In der Nacht wurde in 9 Kräutern gebadet, denn dann waren sie sehr wirksam und man blieb gesund. Die Zahl 9 war in dieser Zeit magisch und so wurde auch mancherorts Nesselkuchen mit neunerlei Kräutern gebacken:

Rezept für einen Nesselkuchen

Unsere Vorfahren hatten bei bestimmten Anlässen sogenannte Kultspeisen. Es wurden Kuchen oder Brote gebacken, in unterschiedlicher Form. Sie hatten für das jeweilige Fest eine grosse Symbolkraft.

Zutaten

  • 100g Brennessel- und Taubnesselblätter
  • 100g 7 verschiedene Kräuter (ganz nach eurer Wahl)
  • 100 g gemahlene Nüsse
  • 250 g Mehl
  • 125 g Zucker
  • 1/8 l Milch
  • 3 Eier
  • 1 Pk. Backpulver
  • brauner Zucker

Zubereitung

Die Nesselblätter werden mit kochendem Wasser übergossen und ein paar Minuten in dem Wasser gelassen. Dann abtropfen lassen und klein schneiden. Die gemahlenen Nüsse hinzufügen und vermischen. Mehl, Zucker, Eier, Backpulver und Milch zu einem Rührteig verarbeiten und das Nesselblätter-Nuss-Gemisch hinzufügen und gut verrühren. Den Teig in eine gefettete Kastenform geben. Der Teig wird länglich nicht so tief aufgeschnitten und der braune Zucker hineingestreut. Nun ab in den Ofen damit und bei 150 – 175° C ca. 60 Minuten backen.

 

Weisse Taubnessel Heilwirkung
Weisse Taubnessel |©CG

Beifuss-Essig darf in der Sommersonnenwende nicht fehlen

In dieser Zeit wurde auch der bekannte Beifuss-Essig hergestellt. Ihm werden magische Heilwirkungen zugesprochen. Der Beifuss muss dafür direkt in der Nacht der Sommersonnenwende gesammelt werden.

Zutaten

  • 3 Beifuss-Zweige
    1 Beifusswurzel
    1 Liter Apfelessig

Zubereitung

Die Beifusszweige und die zerkleinerte Wurzel werden in ein Glas gesteckt und mit dem Apfelessig übergossen. Für ca. 5-7 Tage dunkel stehen lassen. Danach abfiltern und in eine Flasche umfüllen. Dieser Beifuss-Essig eignet sich gut für fettige Speisen und Salate. Ihm werden aber auch erotische Kräfte zugesprochen.

 

getrockneter beifuss
Getrockneter Beifuss |©CG

Das Räucherwerk

Geräuchert wurde in dieser Geisternacht sehr viel. Das Räucherwerk wurde büschelweise auf das offene Feuer gelegt, aber auch in Räucherpfannen verräuchert. Es eignet sich aber auch für Sommersonnenwende Rituale.

Das Räucherwerk für die Sommersonnenwende wird zu gleichen Teilen aus neun verschiedenen Räucherpflanzen gemischt. Ihr könnt bei Bedarf auch Pflanzen austauschen, aber es sollte immer neun verschiedene Räucherzutaten werden. Mein Räucherwerk für die Sommersonnenwende besteht aus diesen Pflanzen..

Dieses Räucherwerk bringt die Sonne in euer Herz und ins Gemüt. Dadurch sehen wir das Kommende gelassener und mit voller Zuversicht. Es wird aber auch verräuchert, dass man keiner übler Nachrede und keiner Verhexung unterliegt. Wie ihr seht war und ist dieses Jahreskreisfest schon immer magisch gewesen. Es ist die kürzeste Nacht im Jahr und die Tore der Anderswelt stehen weit offen. Ein zarter Blick durch diese Tore ist immer wieder spannend und auch wie unsere Vorfahren diese Zeit erlebt haben.


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