Pflanzen-Steckbrief: Der Waldmeister

Waldmeister
Waldmeisterbowle ist im Mai sehr beliebt | ©CG

 

Eine kleine Wildpflanze, die in den dunklen Wäldern wächst und die Menschheit schon immer fasziniert hat. Der Waldmeister heisst Galium odoratum. Galium heisst Labkraut, denn der Waldmeister gehört zu den Labkräutern. Odoratum heisst übersetzt wohlduftend. Schon die alten Germanen sollen den Waldmeister reichlich verwendet haben.

 

Waldmeister kann Kopfschmerzen verursachen
Der Waldmeister ist eine wunderschöne Pflanzenseele | ©CG

 

Der Waldmeister in der Natur

Den Waldmeister finden wir in der Natur häufig in Buchenwäldern. Seine Blütezeit ist von April bis in den Juni hinein. Der Waldmeister kann wild gesammelt werden, da er nicht auf der Roten Liste von Deutschland aufgelistet ist. Wobei wir bei einer Wildsammlung darauf achten sollten, so manche Spanner, die zu den Schmetterlingen gehören, auf diese Waldpflanze angewiesen sind. Für ihre Raupen ist der Waldmeister eine Futterpflanze. Beim Sammeln kann er mit anderen Labkräutern verwechselt werden, wie zum Beispiel dem Klettenlabkraut, Wiesenlabkraut oder dem Echten Labkraut.

 

Anbau im Naturgarten

Der Waldmeister ist eine winterharte Pflanze die feuchten, aber entwässerten Boden mag. Er ist gut für den Schattengarten geeignet. Die Vermehrung erfolgt im Sommer durch Aussaat oder durch Teilung im Herbst oder Frühjahr. Der Waldmeister wächst schnell zu einem Busch heran und erreicht eine Höhe von ca. 30 cm. Er neigt ein wenig zu einer starken Ausbreitung, was man bei der Anpflanzung beachten sollte. Wenn er in einem Topf gepflanzt wird, wird er recht sparrig und dünn und bleibt kleiner. Von Nacktschnecken wird er verschont.

Im Phänologischen Kalender zeigt der Waldmeister den Vollfrühling an. Er ist eine Zeigerpflanze für einen lehmhaltigen, nährstoff- und basenreichen Boden. Als Wetterpflanze sagt man, dass der Waldmeister vor Beginn eines Regens sehr stark duftet. Was auf Waldwanderungen sehr wichtig ist, zu wissen.

 

Sammeln, trocknen und verwenden

Dem Waldmeister seine Sammelzeit ist vor der Blüte und während der Blüte. Wobei man beachten sollte, dass der Cumaringehalt während der Blüte, um die Hälfte ansteigt. Der Richtwert soll bei 0,1 Mikrogramm pro 1 Kilo Körpergewicht betragen.

Er wird in Schichten oder kopfüber als Strauss getrocknet. Das Kraut darf sich nicht braun verfärben, sollte es doch passieren, sollten die braunen Pflanzenteile entsorgt werden. Bei der Trocknung entsteht dann auch der berühmte Waldmeisterduft. Bei der Aufbewahrung habe ich die besten Erfahrungen mit Porzellandosen gemacht.

Der Waldmeister ist bekannt dafür, dass er Kopfschmerzen erzeugen kann, wenn man zuviel von ihm nimmt Das soll laut Fleischhauers Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen* nicht passieren, wenn die Blätter vorher angewelkt werden. Wobei es eigentlich immer so gemacht werden sollte, da der Waldmeister sonst seinen Eigengeruch nicht bildet. Frisch duftet er nicht so nach Waldmeister. Die Eigenschaft, die bei uns Kopfschmerzen erzeugt, soll durch das Trocknen verfliegen. Wenn ihr frisches Kraut für eure Maibowle verwendet, sollten 3 g Waldmeisterkraut auf 1 Liter kommen. So kann der Kopfschmerz umgangen werden. Die Dosis macht das Gift!

 

Getrockneter Waldmeister
Waldmeister zum Trocknen aufgehangen | ©CG

Verwendung…

…in der Küche

Das berühmteste Rezept, ist die Maibowle. Auch einen leckeren Sirup oder Gelee kann mit dem Waldmeister hergestellt werden. Süssspeisen werden mit ihm verfeinert. Und natürlich der Wackelpudding, den wohl fast jeder aus seiner Kindheit kennt. Weine, Liköre können mit seinem Geschmack verfeinert werden, sowie auch Haustee-Mischungen. Superlecker ist auch der Waldmeister-Zucker; mit dem man seinen Tee süssen kann. Die Blüten finden häufig Verwendung in Kräuterweinen. Im Mittelalter nahm man ihn als Würze für die damaligen Dünnbiere.

Waldmeister-Sirup
      • 80 g Waldmeister (angetrocknet)
      • 1,5 l Wasser
      • 1 kg Zucker (weniger nach Belieben)
      • 2 EL Zitronensaft

Den klein geschnittenen Waldmeister ein paar Stunden antrocknen lassen. Denn dann entfaltet er sein leckeres Aroma. In der Zeit wo alles trocknet, kocht ihr das Wasser zusammen mit dem Zucker auf. So lange kochen lassen, bis die Flüssigkeit klar geworden ist. Dann stellt ihr den Topf beiseite und lasst es abkühlen.

Wenn der Waldmeister angewelkt ist, fügt ihr ihn, zusammen mit dem Zitronensaft, der Flüssigkeit hinzu. Danach lasst ihr es für 3 bis 5 Tage stehen. Nach der Ziehzeit filtert ihr den Waldmeistersirup ab und kocht es noch einmal auf. Heiss wird der Sirup in sterilisierte Flaschen gefüllt. Wer es etwas bunter mag, kann den Waldmeistersirup mit grüner Lebensmittelfarbe färben. In Mineralwasser ist dieser Sirup sehr lecker. Er kann aber auch bei Einschlafproblemen unterstützen, indem ein Esslöffel vor dem Schlafengehen eingenommen wird.

Waldmeister-Zucker

20 getrocknete und zerkleinerte Waldmeisterstängel werden mit 100 g Zucker in einem Mörser oder Mixer zerkleinert. Waldmeisterzucker sollte in verschliessbaren Gläsern aufbewahrt werden.

…im Haushalt

In früheren Zeiten wurde diese Pflanze dem Tabak beigefügt. Als Mottenmittel wird er heutzutage noch gerne verwendet. Dazu werden kleine Leinensäckchen mit trockenen Waldmeisterkraut gefüllt und in den Kleiderschrank gehängt oder bei sich getragen, um Mücken abzuwehren.

…in der Tierhaltung

Für Katzen ist der Waldmeister giftig.

…in der Kräuterkunde

Traditionell wird er gegen Einschlafproblemen verwendet. Dafür verwendet man das oberirdische Kraut, als Kräutertee oder Kräuterkissen. Als Kräuterkissen kann ich ihn sehr empfehlen. Als Tee zubereitet, kann er als Spülung gegen Schuppen verwendet werden.

Waldmeister-Tee

Zwei Teelöffel getrocknetes Waldmeisterkraut wird mit heissem Wasser aufgegossen und für ca. zehn Minuten zugedeckt ziehen gelassen. Danach filtert man es ab. Das funktioniert wunderbar mit einem Kaffeefilter. Wer mag kann ihn ein wenig mit Honig süssen. Der Waldmeistertee lindert Beschwerden bei Nervosität oder Kopfschmerzen. Wenn zuviel von diesem Tee getrunken wird, kann die Wirkung ins Gegenteil umschlagen und Kopfschmerzen erzeugen. Daher sollten nur bis zu zwei Tassen täglich getrunken werden. Eine Teezubereitung als Fussbad lindert geschwollene Füsse nach getanener Arbeit.

Waldmeister-Umschlag

Gegen leichte Kopfschmerzen kann ein Umschlag, um die Stirn gebunden werden. Dafür nehmt ihr ein Tuch und zerteilt darauf den zerkleinerten Waldmeister.

Waldmeister-Wein

80 g Blättchen übergiesst ihr mit einer Flasche Weisswein und lasst es für 4 Wochen durchziehen. Nach dem Abfiltern könnt ihr 1 Schnapsglas am Tag als Blutreinigungsmittel trinken. Er kann auch als Einschlafhilfe dienen, indem man den Wein mit Honig mischt.

Kräuterkissen gegen Schlaflosigkeit | Kräuterkunde

 

Waldmeister im Brauchtum

Im Spätmittelalter gebrauchte man den Waldmeister zur Abwehr böser Geister. Nach dem Mittelalter, war diese Pflanze ein hexenabwehrendes Kraut, dieses in der Zeit der Hexenverfolgungen, zur Abwehr böser Geister diente. Darum gehörte er auch zu den Beschreikräutern.

Diese Waldpflanze war ein wichtiger Bestandteil bei der Zusammensetzung der Bettstrohkräutern. Diese Kräuter wurden in vorchristlichen Zeiten in die damaligen Matratzen aus Stroh gestopft, um die Gebärende und das Neugeborene vor allem Bösen zu schützen. Getrocknet, bei sich getragen in einem Lederbeutel, wehrt er jeglichen Schaden von aussen ab.

Volkstümliche Namen

Leberkraut, Herzensfreund, Maikraut, Waldmännlein, wohlriechendes Labkraut. Waldmeister soll sich von Wal (vgl. Wal-Statt, Wal-Halla) und Maier (Mai) ableiten. Ursprünglich eine Unterleibskrankheit der Frauen. Eine Krankheit, die über Fehler erzürnten Wal-Göttinnen, als gerechte Strafe verhängten, aber ihrer himmlischen Natur entsprechend, mitleidig und begütigt durch den von ihnen erzeugten Waldmeister sicher und schnell heilten. Diese Göttinnen, welche unsere heidnischen Urahnen, Walen nannten und göttlich verehrten, müssen schon in dem ersten christlichen Jahrhundert in die Gottesmutter Maria übergegangen sein. Sein Name leitet sich also von Walmaier ab.

Räucherwerk

Eine Waldmeister-Räucherung wird meistens bei Geburten verräuchert, um das Neugeborene vor dem bösen Blick zu schützen. Auch vor wichtigen Besprechungen, wo es sehr ernst wird, sollte man sich vorab mit dieser Räucherpflanze abräuchern, denn seine Pflanzenseele hilft einem zum „Sieg“. Seine Eigenschaften in der Räucherkunde  sind beschützend, helfend und besiegend.


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