Pflanzen-Steckbrief: Die Weinraute

Weinrautenblüte
Weinrautenblüte sind wunderhübsch anzusehen | ©CG

 

Die Weinraute heisst mit Botanischen Namen: Ruta graveolens. Ruta bedeutet Raute. Graveolens leitet sich ab von gravis was stark und olere was riechen heisst. Also eine Raute, die stark riecht und das tut sie. Schon, wenn man an ihr vorbeigeht und sie nur leicht berührt, kommt ihr Eigengeruch in die Nase. Im ausgehendem Mittelalter nahm man die Weinraute, als Zaubertrank oder als Gegenmittel gegen tierische und pflanzliche Gifte. Sie wurde in der damaligen Zeit für Schwangerschaftsabbrüchen oder auch bei der Empfängnisverhütung verwendet. Im 17. Jahrhundert wurde die Weinraute in Klöstern mit Käfigen geschützt, weil die Mädchen die Pflanzen stahlen, um einen Schwangerschaftsabbruch oder Empfängnisverhütung zu vollziehen. Diese Pflanze wurde auch in den Gerichtssälen aufgestellt, um eine Ansteckung des Fleckentyphus zu verhindern. Drei Blätter gemischt mit einer Knoblauchzehe, nahmen die Menschen damals, gegen Würmer. Die Weinraute, war auch immer Bestandteil bei Mitteln, die gegen Ansteckung helfen sollten, wie zum Beispiel bei den damaligen Pestepidemien. Zu dieser Zeit war der Pestessig bekannt, wo die Weinraute mit hineinkam. Gegen die Pest, gab es damals dieses gebräuchliche Rezept, ob es geholfen hat?

„Nimm zwanzig frische Rautenblätter und grüne Kerne von zwei Haselnüssen,

zwei Prisen Salz und zwei Feigen.

Alles in einem Mörser zerstossen und jeden morgen nüchtern davon was einnehmen.

Weinraute im Naturgarten

Die Weinraute ist winterhart und immergrün. Sie liebt die volle Sonne. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Frühjahr. Man kann aber auch Stecklinge im Sommer nehmen. Nach meinen Erfahrungen wird sie von Schnecken in Ruhe gelassen. Sie kann eine Wuchshöhe von bis zu 100 cm erreichen, wenn sie einen optimalen Standort hat. Im Topf fühlt sie sich nicht ganz so wohl, aber es geht.

Ihre Blütezeit ist von Juni bis August. Ihre Bestäuber sind meist Fliegen, Hummeln und Wildbienen. In der Mischkultur darf sie nicht neben Basilikum, Estragon, Gemüsefenchel, Kamille, Salate, Zitronenmelisse und Zucchini stehen. Dagegen ist die Weinraute ein guter Partner neben Himbeeren. In den sogenannten Bauerngärten hatte sie bis ins 19. Jahrhundert Bestand.

 

Weinraute im Naturgarten
Blüte einer Weinraute | ©CG

 

Sammeln, trocknen und verwenden

Es wird nur das junge Kraut ab Frühling gesammelt und im Schatten, gebündelt, getrocknet. Eine weitere Ernte ist im Herbst möglich, weil die Raute zweimal im Jahr austreibt.

Verwechslung mit anderen Pflanzen

Als Jungpflanze könnte sie mit Artemisia-Arten verwechselt werden. Dazu gehören zum Beispiel der Beifuss und Wermut. Ansonsten wüsste ich nicht, mit welcher Pflanze man sie verwechseln könnte.

 

Verwendung…

…in der Küche

Als Gewürz ist die Weinraute vielseitig zu verwenden. Sie eignet sich zu grünem Salat, Fisch, Wirsing, Tomaten, Pilze, sowie zur Verfeinerung von Sossen. Allerdings nur in geringen Mengen. Die Weinraute war auch Bestandteil des berühmten Mets.

…im Haushalt

Ein kleines Sträusschen Weinraute, in der Speisekammer aufgehängt, vertreibt Ameisen und anderes Krabbelgetier. Mit ihr kann auch Farbe für Papier hergestellt werden. Sie ergibt verschiedene Grüntöne.

…in der Tierhaltung

Gegen Marder soll man Weinrautensträusse, in den Hühnerställen aufhängen.

 

Mittelalterliche Frauen, die sich einen Weinrauten-Kranz flechten | ©CG (bearbeitet)

 

Weinrauten im Brauchtum

Ein Zweig Weinraute mit einem roten Bändchen umwickelt und über die Haustür gehangen, schützte die Bewohner vor allem Bösen und am Körper bei sich getragen, vor jeglicher Krankheit und Verhexung. Man hat die Weinraute auch gegessen, um vor dem Bösen Blick bewahrt zusein. In den Kräuterbündeln ist sie ein fester Bestandteil.

Volkstümliche Namen

Raute, Gartenraute, Augenraute, Totenkraut, Weinkraut

Räucherwerk

Die Weinrauten-Räucherung war im Mittelalter sehr beliebt. Sie galt als Schutzräucherung gegen Verhexungen und Verwünschungen, aber auch beim Exorzismus wurde sie genommen und dafür reichlich in Klostergärten angebaut. Als Verstärkung wird vor einer Räucherung der Raum mit Salzwasser besprenkelt. Es dient dafür ein Rautenzweig. So wird das Umfeld von schlechten Energien gereinigt.Ihre Eigenschaften in der heutigen Räucherkunde sind beschützend, entfluchend, austreibend und heilend. Ihre Sammelzeit dafür ist die Herbst-Tagundnachtgleiche.

Wenn sich Krankheiten in Viehställen ausgebreitet hatten, wurde in manchen Regionen, mit der Weinraute, diese ausgeräuchert. Bei den alten Persern wurde zu verschiedenen Anlässen mit den Samen der Weinraute geräuchert. Es sollte allen Glück bringen. Früher wurden mit der Weinraute Gebärmutter-Räucherungen vorgenommen, um einen Schwangerschaftsabbruch zu erlangen. Bitte nicht nachmachen. Es kann böse enden und wir wissen nicht, ob die Alten immer recht hatten.


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