Nun sind wir in der Wintermitte angekommen. Ab jetzt dauert es nicht mehr lange, bis die Sonnenstrahlen anfangen uns mit ihrer Wärme zu verwöhnen. Dieses Fest unserer Vorfahren wurde erst kurz nach der Zeitrechnung auf den 1. oder 2. Februar verlegt. Früher feierte man es am 14. Februar herum. Es verhält sich genauso wie mit der Wintersonnenwende, die zu damaliger Zeit erst am 25. Dezember gefeiert wurde. Zu Lichtmess, sahen unsere heidnischen Vorfahren die Wintermitte und es wurde das wiederkehrende Licht, sprich die Sonne, verehrt.
Bei den Christen war es das Weihnachtsende. An diesem Tag wird die Weihnachtsdekoration verpackt und der Tannenbaum aus dem Haus gestellt. Bei den Kelten und der neuheidnischen Religion wird in der Nacht vom 1. Februar auf den 2. Februar das Fest Imbolc oder auch das Fest der Birkengöttin gefeiert. Manche gehen auch nach dem Vollmond.
Die Birkengöttin wurde oftmals auf einem Hirsch reitend dargestellt. Sie schüttelt die Bäume wach und weht die Kräutersamen auf. Die Birkengöttin Brighid löst nun die Erdmutter ab. Die Natur wird so langsam zum Leben erweckt und die Tage werden wieder länger. Es war in früherer Zeit auch ein Hirtenfest. Traditionell wurde der Birkensaft gezapft und der heilwirksame Birkenmet hergestellt. Die Kelten feierten ein grosses Fest und befragten Orakel zu Ehren dieser Birkengöttin. Wer es ganz genau möchte, der feiert dieses Mondfest zum Vollmond, der der Frühlingstagundnachtgleiche am nächsten kommt.
Warum gab es dieses Mondfest?
Es war auch ein Fest der spirituellen Reinigung, um den „Schmutz“ vergangener Zeit abzuwaschen. Häuser wurden mit Birkenreisig ausgekehrt und gleichzeitig mit Birkenästen geschmückt. Die Birke ist der Lichtgöttin geweiht und steht für den Neuanfang. Das keltische Imbolc-Fest wurde von dem Christentum auf Maria Lichtmess übertragen. Der Tag gilt in der christlichen Religion, der Reinigung Marias, 40 Tage nach der Geburt. Das kirchliche Lichtmess, das zuerst als Maria Reinigungsfest über Konstantinopel in der Mitte des 6. Jahrhundert nach Rom gekommen war, entwickelte sich erst viel später aus diesem Maria Reinigungsfest.
Daher der Glaube, dass Lichter die Krankheitsdämonen vertreiben und das man bei Wöchnerinnen Lichter brennen lassen solle, weshalb die Römer bei einer Entbindung eine Kerze anzündeten. Ferner reihen sich an Lichtmess eine Anzahl von Festen, die die heiligen Jungfrauen, wie Agatha, Dorothea, Apollonia, Brigitta, Katharina, Juliana, die eventuell eine Andeutung an ein ehemaliges germanisches Frauenfest im Februar sein können, dem das Christentum ein oder mehrere Jungfrauenfeste entgegenstellte. Ein Frauenfest zur Reinigung durch Feuer und Sonnenwärme, um die Fruchtbarkeit in der Familie zu bewahren. Denn bei den Nordgermanen war der Februar der Reinigungsmonat, indem ein reines Frauenfest gefeiert wurde, bei dem die Männer ausgeschlossen wurden.
In der Wintermitte wurde sich vor Unheil geschützt
Im Allgemeinen bewahrten Kerzen das Haus vor Verhexung. Mit ihnen wurden auch drei ††† in die Balken oder über die Haustür eingebrannt. Am Abend wurden kleine Kerzen angezündet für die armen Seelchen, dadurch waren gute Hausgeister versöhnt und die Üblen wurden durch das Kerzenlicht (in den Rauhnächten durch Rauch) vertrieben. Die damaligen Kerzen waren aus Bienenwachs hergestellt.
Manchmal legte man Donnerkeile (versteinerte urweltliche Tintenfischteile) dazu. Darin sieht man wieder den heidnischen Brauch, weil Donnerkeile im germanischen Glauben die Blitze des Gottes Thor sind, die er auf die Felder bei einem Unwetter warf und den alten Germanen heilig waren. Es wurden Runen gegen Krankheiten, sogenannte Heilrunen, auf sie geritzt oder als Abwehrzauber um den Hals getragen. In Mecklenburg wurde viel getanzt, gerade im Sonnenschein, auch mit Holunderästen, wie es in Westfalen war.
Im Neuheidentum wird dieses Jahreskreisfest Kerzenfest genannt. Dafür werden grüne Kerzen angezündet. Denn Grün bedeutet, das Mutter Natur so langsam aus ihrem Winterschlaf erwacht und früher bereitete man sich drauf vor, die Felder neu zu bestellen und die Gärten vorzubereiten. Wobei wir darauf achten sollten, das die Christen zu dieser Zeit Kerzen segneten. Weisse Kerzen für das Gebet zu Festtagen, rote Kerzen für die Dämonenabwehr und schwarze Wetterkerzen gegen Unheil (Wettergeschehen). Die Wetterkerzen wurden bei Unwetter ans Fenster gestellt. Wer sehr tradionell lebt, sollten die Kerzenfarben immer im Haus haben.
Was haben die Menschen damals zu diesem Fest gegessen?
Die Menschen von früher haben vom 1. auf den 2. Februar selbst eingemachte und getrocknete Speisen gegessen. In manchen Gegenden wurde die Erbsensuppe gegessen, sowie auch Hirsebrei mit Bratwurst, um das der Lein (Flachs) gut gedeiht. Der Hirsebrei war schon immer eine germanische Kultspeise gewesen. Auch den Hausgeistern bereitet man Gebäck zu, um es ihnen zu opfern. Sozusagen eine Opferspeise. Es wurden kleine Feuer auf Felder angezündet und man umtanzte sie. Denn das Feuer galt schon immer als zauberabwehrend.
In manchen Gegenden wurden Anisbrote gebacken und den Tauben zum Essen gegeben, damit sie gut gedeihen. In Schweden war es Brauch an diesem Tage mit seiner Familie und Freunden gut zu essen und das Essen was übrig blieb, als Brandopfer ins Feuer zu geben. Es wurden auch Gebildgebäck gebacken, wie Wecken, Haubenkuchen, Krapfen oder Knödel der aus altem Festbrot zubereitet und kräftig mit Safran gelb gefärbt wurde. Alle Gebäcke waren für den häuslichen Seelenkult gedacht, bei Beginn eines neuen Wirtschaftsjahres, sowie für die Gesundheit der Frauen, Fruchtbarkeit der Familie, Glück in der Getreideaussaat und in allen häuslichen Angelegenheiten.
Es wurden aus Stroh kleine Püppchen und das berühmte Brighidkreuz gebastelt, dass die Bewohner des Hauses schützen soll. Wobei wir bei dem Brighidkreuz darauf achten sollten wenn wir das heidnische Fest feiern, das wir nicht das Christliche mit 4 Schenkeln basteln, das dem Kreuz der Christen nachgebildet ist, sondern das dreischenkelige Kreuz, das einem Rad oder der Triskele gleichkommt.
Wer sind unsere Vorfahren?
Germanen stellen wir uns immer als keulenschwingendes Volk vor, mit langen zotteligen Haaren, stinkend und immer besoffen. Dem ist aber nicht so. Sie waren schon zu Zeiten Tacitus in ganz Deutschland in Völkern aufgeteilt. Man kann es mit unseren heutigen Bundesländern vergleichen. Jedes germanische Volk hatte andere Traditionen, Volksglauben, Dialekte, Essensbräuche u.s.w., also genau wie jetzt, denn wir können jetzt auch nicht über die Deutschen schreiben, weil in jedem Bundesland eine andere Mentalität herrscht und so war es zu damaliger Zeit schon. Daher können wir auch nicht über DIE Germanen schreiben.
Bei den Germanen war es Disablöt (das Ritual für die Disen). Zu diesem Fest wurde ein Thing abgehalten und es wurden die Disen verehrt. Die Disen sind Geistfrauen, die immer an der Seite standen und mit Rat und Tat halfen. Ähnlich wie die Walküren und Nornen. Zu diesem Fest wurden auch Umzüge für die Göttin Freya veranstaltet. Ab jetzt wurden die Felder wieder bestellt. Das Tageslicht nimmt wieder an Kraft zu. Der Frühling steht bevor.
Aus dem 18.-19. Jahrhundert sind viele heidnische Volkstraditionen erhalten geblieben. An diesem Tage (2. Februar /früher 14. Februar)) entscheidet sich nach dem Volksglauben das Wetter. An diesem Tag sagt der Bauer: An diesem Tage sieht der Schäfer lieber den Wolf, als die Sonne im Stalle. Vergleichbar mit dem römischen Fest zu Abwehr des Wolfes, dass damals zum 14.-15. Februar gefeiert wurde. Wir sehen das irgendwie alles miteinander verschmolzen ist.
Am Niederrhein sagte man einen Spruch: Sonnenschein verkündet viel Schnee, aber auch ein gutes Flachsjahr. Es wird von den Angelsachsen berichtet, dass sie das Fest auch Solmonath, was so gut wie Kuchenmonat heissen soll und bei dem Kuchen an ihre Götter geopfert wurden. Im germanischen Brauch war es damals Kuchen, also Seelenspeisen auf die Grabhügel ihrer Ahnen zu legen. Auch war es das Ende des Julfest das mit einem Eber als Opferung für die Göttin Frigg gefeiert wurde, um im Jahr gute Geschäfte zu vollziehen.
Wie wird die Wintermitte gefeiert?
Wie nun gefeiert wird, sollte jeder für sich entscheiden. Auch sollten wir das christliche Fest nicht ausser Acht lassen, weil in den volkskundlichen Bräuchen ein sehr grosser Anteil heidnischer Volksglaube steckt, der mit christlichen Brauchtum vermischt wurde. Wenn wir aufmerksam die alten Bücher lesen, können wir für uns die christlichen Akzente herausfiltern, wenn wir sie nicht mögen, aber ganz unbeachtet sollten wir sie nicht lassen, weil wir uns dadurch selber verraten, da der heidnische Glaube, der Glaube unserer Vorfahren in ihnen weiterlebt und wenn wir sie nicht beachten, geht auch dieser Volksglaube bald verloren. Ich für mich persönlich, hänge keiner Religion an. Ich nehme mir von jedem Volksglauben etwas mit und zelebriere meine eigenen Feste; meinen eigenen Glauben.
Geräuchert wurde in dieser Zeit natürlich auch. Geeignete Räucherkräuter sind Birkenblätter und ihr Holz, getrocknete Früchte wie Brombeeren, Hagebutten oder Himbeeren, und auch Mädesüss, Lärchenharz, Rainfarn, Engelwurzwurzeln. Auch das vierblättrige Kleeblatt spielte eine grosse Rolle. Und der wilde Thymian und natürlich der Lein. Hölzer wurden von der Haselnuss, der Erle und der Weide genommen. Und ganz besonders die Mistel mit ihren Beeren. Denn die Mistel mit ihren reifen Beeren ist das Wahrzeichen der Wintermitte und somit des neubeginnenden Jahres.
Also kurz geschrieben: Es ist ein Fest des Neuanfangs, der Reinigung und das Erwachen von Mutter Erde aus ihrem Winterschlaf. Nun hat die Wintersonnenwende über die Dunkelheit gesiegt und darum wurde in manchen Gegenden gesagt, dass man nun sein Abendessen bei Helligkeit einnehmen kann.
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