Die Wintersonnenwende

Der Himmel in der Wintersonnenwende
Der Himmel in der Wintersonnenwende | ©CG

 

Die Wintersonnenwende, auch die Thomasnacht genannt, ist der astronomische Winteranfang und für die früheren Völker die Wiederkehr der Sonne. Wie der Tag aus der Nacht hervorgeht, so wird das Jahr in der Mitte des Winters neu geboren. Die Wintersonnenwende ist die Geburtsstunde des neuen Jahres. Jahr für Jahr im ewigen Kreislauf. Im englischen Sprachgebrauch wird es auch solstice – der Stillstand der Sonne genannt. Nun werden die Tage wieder länger und die Menschen von früher feierten den Tag als Geburt des Lichts, der wiederkehrenden Sonne oder des kommenden Frühlings. Es kann wohl kein besseres Sinnbild wiedergegeben werden, für die Wiederkehr der Sonne, als die Feste rund um die Wintersonnenwende.

 

Die Wintersonnenwende war wohl eins der grossen Hochfeste der germanischen Völker. Nach der Sonnenwiederkehr beginnt das Julrad zu drehen und gleich darauf kommt das Julfest. Wobei bei den Südgermanen, das Julfest nicht gänzlich bewiesen werden kann. Das Christentum setzte den St. Thomas oder die Thomasnacht anstelle der heidnischen Wintersonnenwende. Sie wurde im Kreis der Familie, mit viel Essen, Spiele und einem Riesenfeuer gefeiert. An dem Tag wurde auch viel immergrünes Gehölze in die Häuser geholt, wie zum Beispiel Apfelbaum, Mistel, Haselbaum, Eibe, Tanne, Stechpalme und Wacholder. Es galt als glücksbringend und brachte Segen ins Haus.

Für die Fruchtbarkeit der Felder und Gärten, was in der Zeit lebensnotwendig war, hing man Getreideähren ins Haus. Es wurde auch mit Äpfeln, Nüssen, Gebackenes und Symbole aus Stroh, das Haus geschmückt. Unsere heutigen Weihnachtskugeln symbolisieren die Äpfel zu heidnischer Zeit und unser jetziger Weihnachtsbaum, die grünen Zweige der germanischen Häuser. In dieser Zeit, gab es bei den ganz früheren Germanen einen Apfelkult, daher wird auch vermutet das der Apfelbaum das mystische Gegenteil des kultischen Weihnachtsbaumes ist. Der Apfel verlieh sinnbildlich das ewige Leben und ständige Erneuerung und die runde Form ist ein Sinnbild der Sonne.

 

Das Feuer in der Wintersonnenwende

Den Eichenklotz, auch Julklotz genannt, holte man in damaliger Zeit aus dem Wald und er durfte nicht ausgehen, bis die anschliessenden Rauhnächte vorüber waren. Angezündet wurde er am ersten Jultag. In der Nacht der Wintersonnenwende durfte nur der Julleuchter leuchten. So ein Julleuchter wurde in Halland/Schweden gefunden und wird im nordischen Museum/Stockholm ausgestellt. Wobei ich mich frage, ob die Völker von damals schon Kerzen kannten? Womit haben sie sonst den Julleuchter beleuchtet? Tiertalg oder Bienenwachs eventuell; leider habe ich nichts darüber gefunden. Wobei, laut eines Kirchenblattes aus dem Jahre 2007, sind Kerzen aus Bienenwachs ab dem 6. Jahrhundert nach der Zeitrechnung bei den germanischen Völkern bekannt und sehr beliebt gewesen. Aber es konnten sich dort auch nur die Menschen leisten, die was darstellten, zum Beispiel Krieger. Kerzen wurden diesen Kriegern auch als Grabbeigabe beigelegt. Was eine Ausgrabung aus dem 6. Jahrhundert beweist.

 

Julklotz
Ein Julklotz für die Wintersonnenwende |©CG

 

Es gab nicht nur einmal die Rauhnächte

Die Wintersonnenwende verstand man als Vorfest des Julfestes. Das Julfest ist wohl das bedeutendeste Fest unserer Vorfahren. In mancher Region fiel das Julfest auf den 14. Dezember und dauerte auch 3 Tage. Es war die Winternacht; gleich nach dem 13. Dezember der Lichtbringerin Lucia. Dieser Tag war sonst der kürzeste Tag im alten Glauben. Im Zauberglauben ist es auch die Haupttrudennacht und im Christentum die Heilige Ottilie. Daher war am 13. Dezember eine Rauhnacht. Es gab die Rauhnächte nicht nur in dem Zeitraum vom Dezember bis Januar, wie wir sie kennen, sondern oftmals an oder vor den Tagen eines grossen Ereignisses, wie zum Beispiel der Tag der Lichtbringerin Lucia und der Haupttrudennacht. Es wurde auch in der Walpurgisnacht eine Rauhnacht gehalten; in manchen Regionen wurde sogar gleich wie im Winter, 12 Rauhnächte zelebriert. Es sind halt die wilden Nächte!

 

Entstehung der wilden Jagd

Als das Christentum so langsam an Bedeutung gewann und ihre Dezemberfeste ungefähr gleich fielen mit den Winterfesten des Heidentums, verschoben sie das Julfest um ein paar Tage. Es war meist ein Freuden- und Friedensfest, der Fruchtbarkeit und der Wiederkehr der Sonne und der Volksglaube oder die Furcht vor den Göttern, spielte eine untergeordnete Rolle im Heidentum. Der dunkle Hintergrund mit dem Aberglauben von teuflischen Mächten, von Zaubermitteln und bösen Tieren hat zum Teil erst mit dem Christentum begonnen. In den Köpfen der Germanen war wenig Aber- und Zauberglauben in der Wintersonnenwende, Julfest und Rauhnächte.

Beziehung zu einem Teufel scheint den Germanen gänzlich fremd gewesen zu sein. Wotan (südlich) ist ein germanischer Hauptgott; auch Odin (nördlich) genannt. In der althochdeutschen Sprache Wuotan. Der germanische Hauptgott wurde durch das Christentum zum Teufel und die Wilde Jagd zum wütenden Heer. Die Wilde Jagd selbst erscheint sinnbildlich für die teils schweren Winterstürme, die es damals gab. Jene Zeit der Wilden Jagd hatte etwas Mystisches an sich und daher sind die Natur und Tiere mit Zauber erfüllt. Um den Segen der Götter zu erhalten, liess man Speisen auf dem Tisch stehen.

 

Die wilde Jagd
Die Wilde Jagd steht sinnbildlich für die Winterstürme |©CG

 

Bräuche in der Wintersonnenwende

In der damaligen Zeit war die Angst vor dem Winter sehr gross, gerade in den Orten, die abgelegen lagen. Daher hat sich dort ein grosser Volksglaube der Zauberabwehr und Dämonen ausbreiten können. Dieser Volksglaube hat die Menschen von Beginn des Novembers bis in den Januar begleitet. Eigentlich den ganzen Winter durch. Der Anfang macht das Allerseelen des Christentums, das wohl von einem germanischen Totenkult abgekupfert wurde. Damals mancherorts beginnen die Rauhnächte zum 30. November und endeten am 13. Dezember.

Die Häuser mussten gereinigt und die Opfertiere geschlachtet werden. Es wurden Kultgebäcke gebacken, wie zum Beispiel in Form von Tieren oder Sonnenrädern und auf Hügeln brannten grosse Feuer, um den Sieg der Sonne über den Winter zufeiern. Es symbolisiert die Wiedergeburt des Lichts und dieses Licht verdrängt die Dunkelheit. Auch dieses Feuer musste das ganze Julfest wie auch die 12 Rauhnächte hindurch brennen. Die Asche des Julfeuers war den Menschen von damals heilig, das Christentum hatte die Osterfeuerasche, weil sie im Frühling, wenn die Felder beackert und die Gärten bepflanzt wurden, diese Asche bei der Aussaat verstreuten.

 

Julasche
Julasche aus dem Jahr 2017 |©CG

 

In der Nacht Wache halten

Diese Zeit in der alles stillsteht; sie ist die dunkelste Jahreszeit, die mit Stürmen, Kälte, Nässe und Schnee einhergeht. Unsere Vorfahren hatten Angst dass danach die Sonne nicht mehr aufgeht, daher wurden Rituale unterschiedlicher Art vollzogen. Dieses Ritual finde ich besonders schön und sehr stimmig für diese bedeutende Nacht. Dafür zündet man einen Leuchter an und löscht andere Lichtquellen. Nun wird mit Wacholderzweigen die Räume ausgeräuchert. Dafür nimmt man eine Räucherpfanne und geht von Raum zu Raum, schwenkt die Räucherpfanne und sagt wiederholt mit fester Stimme: Glück ins Haus – Unglück hinaus! Man blieb die ganze Nacht wach, um über den Aufgang der wiederkehrenden Sonne Wache zuhalten. Wenn die Sonne wieder aufgegangen ist, wird der Julblock angezündet, der die Sonne symbolisiert und die ganze Zeit der Rauhnächte nicht ausgehen darf. Für diese Nacht könnt ihr euch einen Teepunsch selber machen. Dazu benötigt ihr:

Rezept Teepunsch für die Rauhnächte

  • 80 g Kandiszucker
  • 1 Liter schwarzer Tee
  • 300 ml Portwein
  • 6 cl Weinbrand
  • Saft und Schale von einer Orange (unbehandelt)

Der Zucker wird zuerst im sehr heissen Tee aufgelöst und dann mit allen anderen Zutaten vermischt. Dann wird es erhitzt, aber nicht mehr gekocht. Anschliessend in schöne Trinkgläser abfüllen.

 

Was wird zur Wintersonnenwende gegessen?

Wir machen meist zur Wintersonnenwende diese Apfelklösse. Auch Gebildbrote wurden gebacken, wie zum Beispiel in Form eines Hörnchen. Wir kennen es als Hörnchen beim Bäcker, dass es dort zu jeder Jahreszeit zukaufen gibt. In einem Hörnchen zur Wintersonnenwende gebacken, sieht man die Gegenwart und Zukunft. In diesem Bogen endet das Leben und gibt auch gleich wieder neues Leben, wie es in Wintersonnenwende geschieht. Der Bogen steht auch für innere Einkehr und Ruhe. Sinnbildlich zeigt dieser Bogen, dass das Leben nach dem Tod nicht aufhört. Kultgebäck in dieser Zeit waren auch die Kümmelküchlein.

 

Gebildgebäck
Gebäck zur Wintersonnenwende in Form eines Bogens |©CG

 

In Schweden und Dänemark gibt es in der Wintersonnenwende die gelbe Erbsensuppe, die man sonst nur Donnerstags verspeist. Gerade in der Zeit vor dem Julfest jeden Donnerstag. Woher diese Tradition kommt, ist leider nicht ganz geklärt. Man vermutet das die Erbsen dem germanischen Gott Thor dargereicht wurden, weil er Erbsen liebte und sein Tag der Donnerstag ist. Thor war der Wettergott, der für die Natur stand. Dadurch erhielt man Glück, reiche Ernte und Segen. Wenn ihr diese Tradition aufleben lassen möchtet, verrate ich euch hier das Rezept:

Kultspeise gelbe Erbsensuppe

  • 500 g gelbe Erbsen
  • 400 g Kassler oder Mettenden
  • 1 x Zwiebel
  • 1 x Stange Porree
  • Salz, Pfeffer, 1 Teelöffel Majoran
  • 2 Liter Wasser

Die Erbsen müssen vorher für 10 bis 12 Stunden eingeweicht werden. Dann werden sie in zwei Liter Wasser aufgekocht und das Fleisch und das Gemüse (klein geschnitten) hinzugetan. Mit Majoran, Salz und Pfeffer würzen und für zwei Stunden kochen.

 

Räuchern in der Wintersonnenwende

Geeignete Pflanzen zur Wintersonnenwende sind Beifuss, Eibenholz, Stechpalme, Esche, Fliegenpilze, Moos, Mistel, Kiefernrinde, Holunderblüten, Schlehenholz, Tannenharz, Ruchgras, Wacholder und Johanniskraut. Räucherungen begannen immer im Viehstall, weil das Vieh das Wertvollste war, was sie zu damaliger Zeit hatten. Danach wurde das Haus ausgeräuchert, wobei man die Ecken nicht vergessen sollte. Es wurde viel Beifuss verräuchert, weil er alles Negative von Haus und Hof fernhält. Ihr könnt euch auch speziell eine Räuchermischung für die Wintersonnenwende zusammenstellen.

Von der Wintersonnenwende ins Julfest

Nach unserer Tradition kommt ein Tag nach der Wintersonnenwende das Julfest, dass drei Tage dauert und anschliessend die Rauhnächte. Die Nacht der Wintersonnenwende wird bei guten Essen und Teepunsch aufgeblieben und der Sonnenaufgang sehnlichst erwartet. Am 22.Dezember fängt dann das Julfest an, dass drei Tage lang geht und mit vielerlei Spielen und Festlichkeiten gefeiert wird. In der Nacht auf den 25. Dezember beginnen dann die Rauhnächte. Eine Zeit der Stille, in der nicht viel gemacht wird. Alles ruht; alles bleibt liegen. Wo dann am 31. Dezember das alte Jahr mit lauten Getöse vertrieben wird. Die letzten Rauhnächte im neuen Jahr wird damit verbracht den Garten neu zu planen und was wir im neuen Jahr anpflanzen und neu beginnen wollen. Genauso werden Verschönerungen und aufwendige Reparaturen am Haus geplant. Aber es gibt unzählige Bräuche und Traditionen rund um das Julfest und die Rauhnächte, auch wann sie beginnen und wann sie enden. Ich denke so genau weiss es keiner mehr und wir können es immer nur erahnen wie es damals war und wie unsere Vorfahren in dieser Zeit gelebt und gefühlt haben. Daher sollte jeder für sich diese schöne Zeit nutzen und so gestalten das es für einen stimmig ist.

Die Wintersonnenwende fällt in diesem Jahr auf den 22. Dezember, um 05:19 Uhr. Es ist der kürzeste Tag und die längste Nacht im Jahreskreis und unsere Alten hatten Angst, das nach diesem Tag, die Sonne nicht mehr aufgeht. Diese Jahreskreisfeste zeugen von alter Kultur und alten Völkern, auch wenn bis heutiger Zeit vieles vergessen ist oder so in uns verschmolzen, dass es keiner mehr bemerkt, das es einmal ein Volksbrauch unserer Alten war. Durch die Feste erahnen wir das Denken und Fühlen unserer Vorfahren. 

Das erste der Jahreskreisfeste, die Wintersonnenwende, sie zeigt an, wann die Sonne ihren tiefsten Stand hat. Und auch gleich wieder anzeigt, dass die Tage nun wieder länger werden. Dieser Wendepunkt war schon in vorchristlicher Zeit ein heiliger und gesegneter Jahresabschnitt, der entweder nach der Wintersonnenwende oder auch einige Tag später, in der schon sichtbaren Tageslänge eintrat. Es hängte von der Region ab, wie und wann der Jahresanfang begonnen hat. 


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